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Neunzehnter Türchentag

Die Liturgie
des Unbewussten
legt die Kleider raus
und weiß was
sie tut.
Hübsch ordentlich
als
Antependium des Alltags
Lila in Lila
mit dem
Bett
dem du entstanden bist.
Fastenzeitlicher
Augenschmaus.
Passionär.
So soll es sein.
Violett.
Geistundzauberfarbe.
Aber auch
die der mildtätigen Könige
hat einer mal gesagt.
Vor 30 Jahren in Wien.
Mit einem schönen Singsang
im Südstaatenakzent. Robert.
Als er mein Tuch sich
um den Hals band
beim Abschied.
Meinegüte.
Wie haben alle geweint.
Purpur.
In tausend Tönen.
Feminististinnenfarbe. Frei
und tief und stark und schön.
Das hat Lydia uns eingehandelt
die groß macht
was aus
dem
Schneckenhaus kommt.

 

 

Siebzehnter Türchentag

In der Mittagssonne
steht
in der lieben Halleschen Küche
als Botschafterin
als Code
als Überbringerin
von Verbundenheit und Herkunft
die R120.
Stolz und schön.
Und unerschüttert
von den Wirren
der Zeit
und des Lebens.
Mit der gehüteten Schwarzteepatina
der Greifswalder Studentenzeit
lebte sie
zwischen Büchern und Papier
irgendwo neben der Schreibmaschine.
Gut hat es gerochen
im Amtszimmer.
Dem Vaterort
dem nahbaren
wo es sich
sich gut verstecken ließ
und finden.
Da schon.
Im Dunst des Wortes.
Dort also
mit Blick auf die Marktstraße
Nummer 166
sitze auf einmal wieder ich
das alte Kind
und wärme mich
am Bauch
einer Teekanne.

 

 

 

 

 

 

Sechzehnter Türchentag

 

Aus der anderen Welt
schaust
du
aus dem Fenster
unter dem Dach.
Christa. Meine Liebe.
Hast mich gefunden
Ganz sicher.
Vielleicht gar nicht mehr wackelig auf den Füßen
nicht mehr vorgebeugt.
Aber in blau.
Oder weiß mit einem Rosaton.
Du große Zuhörerin
vor der
das Herz sich auftut.
Du Raumhalterin
mit dem verschmitzten
Zug um den Mund.
Trösterin und Vertraute.
Großmütterliche Freundin
die ganz nebenher
große Dinge sagt
das mecklenburgisch gerollte R immer unter dem Gaumen.
So oft hab ich
unter deinem Nolde gesessen.
Blini gefrühstückt
oder Ragout fin aus der Büchse.
Einmal entfachte der Toast den Feuermelder.
Stunden
die wir nicht missen möchten.
Und eine Viertelstunde Glück
ist auch Glück.
Hier bist du wieder.
Schaust in mein Zimmer.
Ein bisschen kokett.
Einen Vogel auf der Hand.
Du fehlst mir jeden Tag.
Alles hat
einen Preis
hast du gesagt.

 

 

 

 

 

 

Fünfzehnter Türchentag

Bach und Buber.
Punsch und ein Wohnzimmer-WO.
Schließe
mein Herze
dies selige Wunder
aus tiefem Willkommensein
und künftiger Tenorkarriere
ganz ohne Notenkenntnis
dem schönen Sopran auf Socken
jauchzender Violine
und Bruder Hardl
in den Tasten.
Ja, ja.
Ja ja.
Glockenklar und plausibel
in deinem Herzen ein.
Sollt ich
das Sterben
 scheuen?
Nein, nein.
Nicht jetzt.
Nicht heute nacht.
Nicht
wenn sowas geht.

 

 

Vierzehnter Türchentag

Dass sie
von dem Sauerkohle
eine Portion sich hole
aufgewärmt
für einen Abend
an vertrauten Öfen.
Dafür nimmst du die
zweimalneunzig Minuten
gern
unter die Räder.
Gekommen
bist du eigentlich
um endlich wieder klar zu sehen
auch
was direkt vor der Nase ist.
Was bewegt wird
in Verbundenheit.
Miteinander.
Mit der Welt
und
sie besser macht.
Ganz gegenwärtig
hier
das Ferment der Liebe.
Die Maillardreaktion
ihrer steten Wärme
macht dich bekömmlich.
Zu einer Wohltat.
Macht
das Herbe in dir
süß.

Dreizehnter Türchentag

Die Vorfreude ist
ganz auf meiner Seite.
Den ganzen Tag schon.
Wie schön
wen
auf seiner Seite zu haben
Herr Gott
zu unsern Zeiten.
An der Gewürzmühle
und am heißen Herd.
Beim Kartonsuchen
und Postkartenschreiben.
Sieheda
mit eigener Hand.
Beim Erkenntnisgewinn
der Unwissenden
WodieBriefmarkedennnunhinmuss.
Beim Packen und Polstern.
Beim Erwarten
der Ankunft.

Zwölfter Türchentag

Das letzte Hemd
und auch
alle davor
auch die mit
dem Bärchenmuster
oder den Schwänen
zum Hintenzubinden
haben keine Taschen.
Leider auch keine
für die großmütterliche Kastanie
gut gegen Rheuma.
Leider auch keine
um die nutzlosen Hände
darin zu bergen
was die Anatomie ja ohnehin
zu verhindern weiß.
Leider keine für Kleinvieh
das auch Mist macht
oder den Schatzfund
vor der Waschmaschine.
Nur ein Hemd.
Ein Kleid.
Ganzohnewas.
Einenahtlinkseinenahtrechts.
Aber bereit
alle Kurven nachzuvollziehen
die das Leben einschlug
in dich.
Bereit die nützlichen Hände
freizulassen
in das was so geht.
Bereit
den Wein
nicht aufzusparen
für morgen
und sich doch
für dieses Morgen
waschen und trocknen
zu lassen.

Elfter Türchentag

Wenn dich
der Mut verliert
du ihm
aus der Tasche
gefallen bist
heimlichstillundleise
dann
wird er dich vermissen.
Dann geht er
dich suchen.
Ganz bestimmt.
Er kommt zurück.
Er will nicht
dein Verlierer bleiben.
Verlass
dich drauf
und dein Zagen
banne
was dich ängstet.
Sei
wie es sich
füglich schicket
behoben
hoch hinauf
in seine Hand.

Zehnter Türchentag

Einer stellt sich.
Ganz.
Breitet die Arme aus und ist da.
Einer stellt sich
dem harten Bett im Stall.
Dem Weichenmüssen.
Dem Keinenortfinden.
Dem Projektionsfläche sein zwischen Stern und Stroh.
Einer gibt sich her
und ist da.
Ausgerichtet am Strahlen seines Wohins.
Ausgebreitet zum Sein
in aller Welt.
Angewiesen.
Tun
was er sagt
müssen wir.

Neunter Türchentag

Und dann zeigt sich
unter der matschigen Schneeschmelze 
der Knoten im seidenen Taschentuch 
der dich erinnert 
an einen glücklichen Sommer. 
Einen unter Regenbogenzelten
Monden
Sonne
einem Dach überm vierten Stock und Menschen
wo das Herz zum Festmachen
längsseits kommt.
An einen Sommer
über glitzernden Wellen
und linden Gräbern
tanzend zwischen
Kino
Bingo
Buchgestöber
Spinatknödeln
Muskateller
theologischen Gesprächen
und Aviation.
Soll der Schnee
matschen.
Soll Unbill und Corona wettern.
Der Advent scheint hell.
Und sei es von Juli her.