Da lachen sich die Götter in den Ärmel wie es auf Englisch hieße angesichts all des vermeidlichen Leids das Menschen sich und einander zufügen. Immer wieder und wieder. Von Generation zu Generation. Von Geschlecht zu Geschlecht. Egal ob eine sagt: „Es muss Frieden geben. Es muss Frieden geben können. Und wenn es keinen Frieden gibt muss er verhandelt werden.“ Mord und Totschlag zwischen Brüdern und Schwestern. Blut das unablässig von der Bühne fließt. Auch von der dieser Welt. Mit einem Raub Beginn unsere Geschichte. Ob in Theben Eden oder anderswo. Und doch halten die Götter es nicht für zwecklos anscheinend uns zu gürten mit Gold und uns das Glück schauen zu lassen und „die Wahrheit als ein schiefes Gebäude im Nebel“ und uns so die die grausig süße Gnade erweisen sehenden Auges nicht zu werden was wir sein könnten. Klug.
Danke lieber Gott dass du die Meere rauschen strömen wallen lässt sich überschlagend tosend und wenn auch ganz still immer in Bewegung. Steigend fallend mondgebunden um Welle für Welle sich rein zu waschen durch die kleinen Leiber derer die sich festgemacht haben miteinaneinander durchlässig und konsistent das schillerde Innen gut verborgen unter der harten Schale ein zartes Organ das sich zu öffnen wagt. Für den Preis einer Perle. In ihnen rauscht das Meer. Lausch hin. Und steckt das beste Eiweiß für die muskelkranken Muskeln. Danke lieber Gott.
Jetzt haben wir den Salat. Der böse dunkelblaue Hartgummihandtrainer hält sich hartnäckig in meiner frisch geweckten Erinnerung und geht nicht mehr weg. Hartherzig und unerweichlich. Und ich frage mich wer da die überaus blöde Idee hatte mich ohne jeden Mehrwert und bis zur Erschöpfung immer wieder erleben zu lassen was nicht geht. Und wer wohlmöglich gegen die eigene Ohnmacht an sich vorgenommen hat zu glauben dass Training meinen Muskelstatus verbessern könnte. Und ob daher wohl die Abneigung rührt gegen jede Art von training. Weil es doch ganz im Sinne des auf eine zu Boden gegangene Schnapsflasche blickenden Kapitäns in Miss Marples Mörder Ahoi „Eine Verschwendung. Was für eine diabolische, Verschwendung“ ist die Kraft Muskelkranker für etwas so Unnützes wie Trainingsgeräte zu vergeuden. Statt viel besser für eine Handschrift. Ein Gemälde. Ein Strickwerk. Geschnibbelte Bohnen oder eine gepellte Rote Beete von der sich die Haut nach dem Kochen so wunderbar abflitschen lässt. Oder eine selbstgeschmierte Abendbrotstulle. Ein Riesenappetitbrot mit Schinken und Käse und allem was man sich so aus dem Kühlschrank bringen lassen kann. Vielleicht ist es der Muskelkranken Eigenart mit dem was da ist was zu machen solange es geht. Als gäbs kein Morgen. Und doch habe ich bei aller Verweigerung es nicht vermeiden können zu üben. Und sei es. die Zumutungen der Welt auszuhalten. Zum Beispiel die der ungeheuerlichen Frau Hoyer in der Behindertenschule
unter deren real existierender Konsumkrause leider nicht so viel los war im Oberstübchen und der ich achtjährig erklären musste dass in meinem Fall „Beine über die Stange und üben, üben, üben!“ gar nichts bringt. Zu lernen dass ich sterben werde. Aber doch noch nicht gleich. So wie Birgit aus dem Bett nebenan. Und woher sollte ich das wissen? Birgit die auf einmal über Nacht nicht mehr da war. Die wie es schien ganz folgerichtig erstickt war an ihrer soundsovielten Pneumonie. Und genauso wenig habe ich es vermeiden können zu trainieren. Zum Beispiel Toilettengänge zu vermeiden. Weil niemand da war. Oder stundenlang auf sich warten ließ. Behinderte Kinder werden nicht immer in Watte gepackt. Ist auch gut so. Du siehst und hörst besser. Kannst dich besser stoßen an den Ecken der Welt. Und sie dich spüren lassen. Du hast weniger Fusseln zwischen den Zehen. Dafür wachsen die Haare auf den Zähnen ganz von selbst und umso besser. Weil da niemand hinter dir steht und du dich meistens allein verteidigen musst gegen Mitleid Zuschreibung und Unterstellung. Das war meine Torwand. Das war mein Springseil. Das waren meine Klimmzüge meine Kniebeugen und mein Balancieren auf dem Schwebebalken. Alles durch und durch verhasst. Aber darin bin ich fit für Olympia.
Wenn alles Gute zusammenkommt ist sie nicht weit und das beste für Leib und Seele. Dann hat ein langer Arm vielleicht schon seit Anbeginn der Zeit die Wege verflochten in einen safranduftendsonnengelben Strom aus bester Freundinnenschaft die sich die Hand hält und die Treue und was sie verspricht und die weiß was eine stabile Frikadelle wert ist zur rechten Zeit. Die wartet und dann doch anklingelt und lauscht und imgrundeschongewussthat was im Argen liegt. Und was auf der Hand. Nämlich dass sie all deine Wege mitgegangen ist. Und dass du sie so gern aus deinem Bad kommen riechst. Die Retterin deiner Haut. Dass da diese eine so wacker zu dir steht. Auch im Unverstehen. Auch im Unerfüllten. Auch aus der Ferne die so nah ist mit ihr. Ohr an Ohr. Gar nicht immer bilanzierend. Aber schon auch. Mutig vor dem Spiegel in ihr und der Resonanz ihres Herzens.
Nach Süden nach Süden wo du schon viel zu lang auf dich hast warten lassen. Wo sie langsam drüber wegsterben und Patrizia im Circolo sich fragt „Dove e Claudia? Wohin der Mitgliedsausweis von der Rondinella del Torrino in deinem Portmonee gefährliche Wellen machend mit den Flossen schlagend droht auszureißen. Nach Süden wo die Zitronen blühen und jetzt gerade Saison haben so wie hier die Sehnsucht nach Sonne. Die Sehnsucht danach endlich endlich wiedermal morgens früh zum Beispiel ohne Dusche weil du sonst den Moment verpasst wenn alles noch ganz frisch ist in einem Olivenhain zu stehen zwischen all diesen kleinen winzigen zarten orangegelben Miniringelblumen unter den kleinen pelzigweißen zuckersüßen Blüten der Olivenbäume filigran und jung wie das Jahr und doch aus uraltem Holz gesprossen duftend und surrend auf einer rotbraunen aufgebrochenen Erde Tuschkastenerde. Gebrannte Siena. Die noch feucht ist noch kein Staub wie bald und von der du denkst: Von dir bin ich genommen. Zu dir will ich werden.
Die größten Gedanken besten Ideen schönsten Einfälle lassen sich nicht zwingen. Selbst wenn du es l noch so sehr wolltest. Das zermarterte Hirn springt dir aus der Hand weg wie dieser hässliche blaue Hartgummiring damals mit dem Übungen gemacht werden sollten. Und der unbewegt blieb bis zur Erschöpfung. Höchstens wegschnippte und runterfiel. Der vor allem komisch roch und ein schlechtes Gewissen gemacht hat während er in der Ecke lag. Während du dich jedenfalls genau so noch fokussiert auf dein Defizit um den großen Wurf mühst und sich nichts bewegt kannst du ja immerhin schnell mal zähneputzen. Und dann passiert das Wunder. Im abgeschlossenen Raum deines Schädels während du vom elektrischen Sirren taub ohne Brille blind und ohne Hand am Hebel lahm bist dass auf einmal der schönste Gedanke sich denken lässt erstaunlich ganz ohne Druck und traurigblaue Trainingsringgedanken purzelt. Dass eine langersehnte Lösung sich findet. Dass sich was bewegt. Vielleicht ja nur vom Überschall der Bürste. Mag sein. Und wenn schon. Ist doch gut. Solange bloß die Inspiration einfällt in die Schädelstätte deiner Schläue über kein Knie gebrochen bis ins Herz.
Und dann trostpflastert ein Schleifstein deinen Weg. Ganz unverhofft erblüht im Grauingrau. Auf dem harten Boden der Tatsachen. Unverschämt rosa in unwegsamem Gelände wo es dich schüttelt und alles was du so dabeihast. Wo du Berg hinan nicht ein noch aus weißt aus den Fugen. Da legt sich dir einer vor die Füße der dir die Sinne schärft dafür das zu sehen was auch noch da ist. Unscheinbar anscheinend unnütz. Paradox. Den einen ein Ärgernis dir eine Hoffnung für deine eigenen Kurven und Verknotungen. Einen der sagt es ist nicht so schlimm auch mal was schleifen zu lassen. Denn manchmal erfährst du die Wahrheit erst in der Zuspitzung. Einen jedenfalls der dir ein Innehalten schenkt. Und eine Zuwendung des Herzens.
Die Liebe braucht kein warum. Kein darum. Kein weil. Die Liebe braucht die Freiheit sich gefunden zu wissen. In deiner Geschichte. Tanzend. Auf roten Fliesen. Wenn es dunkelt schon in der Heide. Zwischen lauter alten Möbeln. Mit einer Hängepflanze drauf. Singend. Flötend. Von Piccolo bis Bass. Mit Akkordeon und allem was mit uns auf Kaperfahrt gehen will. Zu gekochten Eiern und Toast Hawaii. Ein freundlicher Raum. Ein Feuer. Platz nehmend im Leben. Für immer. Weil es gut ist so. Weil zwischen Syrakus und Rostock das Herz hier ganzgenau hier in diese altrosa Fachwerkmauern sich hinzieht zu bleiben. Wo man dir Zeit schenkt und einen Namen. Wo es so viel Wärme und Wohlwollen gibt. Fragen. Erinnerungen. Ausblicke. Und nach dem Stollen Käsebrote. Wo wir hinaufziehen nach Jerusalem und jemand den Stein schon fortgewälzt hat damit wir das lebendige Leben teilen auch mit allen die nicht mehr da sind. Und doch noch. Und uns mitteilen was ist und was war. Da wo einst mit Frau Wieck die Kurrende sang „Wann und wo wann und wo sehn wir uns wieder und sind froh“ und die großen Jungs sangen „auf dem Klo“. Da also wo so viel zusammen kommt Wo Sprache ist. Wo Worte wie Brot sind. Und ein tiefes Lauschen. Da also da nehm Jesu Wacht euch in Acht.
Wenn Ordnung das halbe Leben ist also das Leben also ist und nicht sein soll sondern gegeben ist als Geschenk uneinnehmbar wenn nicht empfangen weil es sonst wenn es wirklich das Leben ist sterben würde wenn also Ordnung Leben ist dann ist sie. Von Anfang her gewesen. Dann muss sie nicht geschaffen werden. Dann ist sie schon da. Und dann ist es an uns das Sediment abzutragen und die Welt zurückzubringen zu den Gegebenheiten. Vielleicht. Wenn da nicht die andere Hälfte wäre. Das Chaos. Die Unordnung. Der ewige Antagonist. Den es braucht. Nach dem alles Sortierte sich sehnt und strebt. Die Auflösung. Die Zerstreuung. Der Zerfall. Damit wir immer neu als dem Zyklischen Unterworfene die Kraft der Schöpfung an uns spüren. Die uns und alle Kreatur jeden Staub und jeden Stein
vergehen lässt und unerschütterlich neu formt und webt und bildet. So ist wohl ohne Unordnung keine Ordnung. Ohne Durcheinander kein Nacheinander. Kein Aufeinanderzu. Ohne trübe Suppe kein Es werde Licht. Ohne Tohuwabohu kein Siehe es war sehr gut.
Da fällt die Zeit gestutzt zu deinen Füßen. Und alles was dir wurde mit ihr. Alles was ob Schreck ob Schmerz ob Wonne sich in ihr aufhob. Sich einschrieb in die Medulla. Was sie vielleicht sogar gespalten hat und was so viel verraten kann über dich. Umwölkt hat sie dich. War dir mal Freund mal Feind. Mal Zier mal Last und am Ende ein Ärgernis. Als sie sich hat verlocken lassen. Um den Finger wickeln. War manchmal verlegen was dir den Nerv geraubt hat und stand dir gar nicht mehr so gut. Und wenn dann zu Berge. Und wenn dann zu Berge. Im Frühtau sowieso. Da stehst du nun per Shortcut ihrer entledigt. Verjüngnt. Versilbert. Mehr duselbst als gradenoch. Wohlauf. Wohlan. Frisch. Bereit für jede Hand die dich beim neuen Schopfe kosen will. Und neu den Winden ausgesetzt. Und allem was deinen Ohr entgegenstehen wird. Und auch wieder neu ihrem Wachsen und Werden. Was wohl kommen wird wenn sie sich nicht das weißt du nie verdünnisiert. Vielleicht deshalb schau sie kringelt sich vielleicht vor Lachen mag sein auch und das spürst du jetzt weil sie dir als sie fiel nachhaltig ihre Spuren legte. Dir in die Augen sticht und überall hinein. Weil sie als ein Vergissmeinnicht als Splitter nadelspitz sich finden lässt auf deiner Haut.Weiterlesen