Der Wald steht schwarz. Aber darüber ein rosa Streifen. Der deine Liebe gewiss nicht vergeblich sein lässt. Es ist ein Abendblau ausgegossen in dein Herz. Das dich bis an alle Ränder auslotet. Ganz unbeliebig gleichgewichtet das Unerträgliche mit dem Leichten in dir den Raum füllt den es braucht. Nutzlast um nicht zu kentern. Senkblei aus blecherner Kehle. Gegossen. Gezogen. Aus dem Trichter eines Gelächters dem das Weinen am Herzen liegt. Und umgekehrt. Heraus ins Weite. Nicht ins Enge hinein. Hinein in perlige Töne die dich wiederundwiederfinden in all den Jahren. Gottseidank. Und die schwere See eines Harmoniums. Hier wird dir zugefügt was dich tröstet. Einen Gesang lang. Die Ewigkeit eines Abends der still über den Wipfeln ruht und doch tanzt und dich dreht und wendet beim Schopfe packt und alles was dich schmerzt auflöst und für die Gewissheit eines Augenblicks ein Ende macht mit dem was dir quer liegt. Aufsteigt aus der Verwunderung dass da mehr ist als dein Zagen und dass die Saiten gezupft oder gestrichen sich allein bewegen um dein Wesen zu bekleiden. Den rätselhaften Hohlraum deines Körpers inundauswendig zu bespielen als das Gewand der Erlösten. Der Träumenden. Derer die ums Feuer Leib an Leib sich warm halten beieinander. Und in die Glut blasen. Weil da mehr ist als du siehst.
Zu den Müttern muss ich fürs erste noch nicht. Mag ich hoffen. Damit noch zur Welt kommt was von ihnen allen mir mitgegeben ist. Mir liegt in Fleisch und Blut. Von der unerschütterlichen Alma die im Reichenhainer Luftschutzkeller Äpfel wegschnurpste in einer Seelenruhe als die Bomben fielen. Von Oma Lehne Spediteurstochter von Packers zu Haus mit dem Hang fürs Mondäne. Die Malen konnte und Gobelins stickte mit Schweizer Garn. Von Erna Markowski aus Heubude. Die mich ins Heim geben wollte und dann nichts mehr davon wissen. Und dann mit mir maueranfassen ging an die Grenze. Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es. Die aus allem eine Schürze gemacht hat oder eine Geschenkverpackung. Meisterin des Stilstichs des zweitverwerteten Apfelsinennetzes und der Vanillestange. Und es gut verborgenen Zigarettenrauchs der ihre Wohnung für mich zu ihrer gemacht hat. Von der Erika mit ihrem Zehnfingerblindschreibehändchen zur schriftlichen Beschwerde. Bis zum Staatsratsvorsitzendenundersten sekretärdeszkdersederichhonnecker persönlich. Zum Beispiel wegen rot-weißer Zahncreme die zu wenig rot-weiß wohlschmeckend war. Und von Gisela und Oma Arndt. Die mich zu ihrem Kind gemacht haben. Und zu einer die eher einen Weg sieht als eine Hürde. Zu einer die auch mal endlich unerschrocken im Gepäckabteil mit der Bahn in den Westen fahren wollte. Und zu einer Die das dann auch alsbald gemacht hat. Und in den Süden. Die Schule Schwänzend. Und von den schwesterlichen Seelenmüttern Christa und Beate mit dem Mut zum alleine leben und zur Erotik. Denen mit dem großen Lebenstrost dass eine Viertelstunde Glück auch Glück ist. Und dass alles einen Preis hat. Und dass du auch mit 90 alt Lebenssatt bedauern darfst von dieser Welt zu müssen. Weil da noch so viele Freunde sind. Und von der Linna. Die mich in unbeugsamer Hoffnung auf die Füße stellte und in deren Handtasche namens Berta das Geheimnis meiner Vorliebe für lange Gottesdienste begraben liegt. Gewickelt in Spitzentaschentücher und Milkatäfelchen die nach Kölnischwasser geschmeckt haben. 4711. 47 hab ich nun. 11 mehr würd ich nehmen. Gäb es Gott. Mit Vergnügen. Und auch mit dir schöne Helene. Lass dir nichts erzählen. Deine Hände sind noch immer deine Hände. In ihrer Handschrift lese ich dich. Und mich und meine Geschichte. Wo du auch bist. Und sei es bei den Müttern.
Viel Glück und viel Segen liegt auf meinen Wegen. Das sei getrommelt und gepfiffen gejubelt und gesummt geglockt und gesungen. Ihm zur Ehre. Ihr zum Lob. Der großen Kraft Die höher ist als alle EMGs und Biopsien verheißen haben. Höher als alle Vernunft und alle Unvernunft. Und alles was es zu tragen gibt. Und zu ertragen. Dafür will ich Dir großer Gott ein Ex-Voto bringen an die Stätten deiner Wohnungen. In die Küchen meines Lens wo deine Wunder wirken. Für die Kraft die den Schaukelfuß meiner Wiege bewegt hat als kein anderer da war. 1978 in der Kinderklinik Greifswald. Vier lange Wochen. Mutterseelenallein. Kaum abgenabelt. Die Kraft der Sprache der Worte der Stimme Die Kraft des Atems die in allen Ernstfällen mich nie verlassen hat und die auch halb noch ganz ist. Die Kraft des Hinschauens. Lauschens. Fühlens. Die Kraft des Geistes die um alle Ecken denkt und doch das Krumme gerade. Die Kraft des Mutes dieses Leben so zu nehmen wie es ist. In Schönheit und Schmerz. Mit Tränen und vor lauter Glück im Angesicht von Ohnmacht Tod und Herrlichkeit Will ich dir ewig lobsingen. Dir der Kraft die trägt. Durch eure Hände. Eure Füße Eure Liebe.
Da lachen sich die Götter in den Ärmel wie es auf Englisch hieße angesichts all des vermeidlichen Leids das Menschen sich und einander zufügen. Immer wieder und wieder. Von Generation zu Generation. Von Geschlecht zu Geschlecht. Egal ob eine sagt: „Es muss Frieden geben. Es muss Frieden geben können. Und wenn es keinen Frieden gibt muss er verhandelt werden.“ Mord und Totschlag zwischen Brüdern und Schwestern. Blut das unablässig von der Bühne fließt. Auch von der dieser Welt. Mit einem Raub Beginn unsere Geschichte. Ob in Theben Eden oder anderswo. Und doch halten die Götter es nicht für zwecklos anscheinend uns zu gürten mit Gold und uns das Glück schauen zu lassen und „die Wahrheit als ein schiefes Gebäude im Nebel“ und uns so die die grausig süße Gnade erweisen sehenden Auges nicht zu werden was wir sein könnten. Klug.
Danke lieber Gott dass du die Meere rauschen strömen wallen lässt sich überschlagend tosend und wenn auch ganz still immer in Bewegung. Steigend fallend mondgebunden um Welle für Welle sich rein zu waschen durch die kleinen Leiber derer die sich festgemacht haben miteinaneinander durchlässig und konsistent das schillerde Innen gut verborgen unter der harten Schale ein zartes Organ das sich zu öffnen wagt. Für den Preis einer Perle. In ihnen rauscht das Meer. Lausch hin. Und steckt das beste Eiweiß für die muskelkranken Muskeln. Danke lieber Gott.
Jetzt haben wir den Salat. Der böse dunkelblaue Hartgummihandtrainer hält sich hartnäckig in meiner frisch geweckten Erinnerung und geht nicht mehr weg. Hartherzig und unerweichlich. Und ich frage mich wer da die überaus blöde Idee hatte mich ohne jeden Mehrwert und bis zur Erschöpfung immer wieder erleben zu lassen was nicht geht. Und wer wohlmöglich gegen die eigene Ohnmacht an sich vorgenommen hat zu glauben dass Training meinen Muskelstatus verbessern könnte. Und ob daher wohl die Abneigung rührt gegen jede Art von training. Weil es doch ganz im Sinne des auf eine zu Boden gegangene Schnapsflasche blickenden Kapitäns in Miss Marples Mörder Ahoi „Eine Verschwendung. Was für eine diabolische, Verschwendung“ ist die Kraft Muskelkranker für etwas so Unnützes wie Trainingsgeräte zu vergeuden. Statt viel besser für eine Handschrift. Ein Gemälde. Ein Strickwerk. Geschnibbelte Bohnen oder eine gepellte Rote Beete von der sich die Haut nach dem Kochen so wunderbar abflitschen lässt. Oder eine selbstgeschmierte Abendbrotstulle. Ein Riesenappetitbrot mit Schinken und Käse und allem was man sich so aus dem Kühlschrank bringen lassen kann. Vielleicht ist es der Muskelkranken Eigenart mit dem was da ist was zu machen solange es geht. Als gäbs kein Morgen. Und doch habe ich bei aller Verweigerung es nicht vermeiden können zu üben. Und sei es. die Zumutungen der Welt auszuhalten. Zum Beispiel die der ungeheuerlichen Frau Hoyer in der Behindertenschule
unter deren real existierender Konsumkrause leider nicht so viel los war im Oberstübchen und der ich achtjährig erklären musste dass in meinem Fall „Beine über die Stange und üben, üben, üben!“ gar nichts bringt. Zu lernen dass ich sterben werde. Aber doch noch nicht gleich. So wie Birgit aus dem Bett nebenan. Und woher sollte ich das wissen? Birgit die auf einmal über Nacht nicht mehr da war. Die wie es schien ganz folgerichtig erstickt war an ihrer soundsovielten Pneumonie. Und genauso wenig habe ich es vermeiden können zu trainieren. Zum Beispiel Toilettengänge zu vermeiden. Weil niemand da war. Oder stundenlang auf sich warten ließ. Behinderte Kinder werden nicht immer in Watte gepackt. Ist auch gut so. Du siehst und hörst besser. Kannst dich besser stoßen an den Ecken der Welt. Und sie dich spüren lassen. Du hast weniger Fusseln zwischen den Zehen. Dafür wachsen die Haare auf den Zähnen ganz von selbst und umso besser. Weil da niemand hinter dir steht und du dich meistens allein verteidigen musst gegen Mitleid Zuschreibung und Unterstellung. Das war meine Torwand. Das war mein Springseil. Das waren meine Klimmzüge meine Kniebeugen und mein Balancieren auf dem Schwebebalken. Alles durch und durch verhasst. Aber darin bin ich fit für Olympia.
Wenn alles Gute zusammenkommt ist sie nicht weit und das beste für Leib und Seele. Dann hat ein langer Arm vielleicht schon seit Anbeginn der Zeit die Wege verflochten in einen safranduftendsonnengelben Strom aus bester Freundinnenschaft die sich die Hand hält und die Treue und was sie verspricht und die weiß was eine stabile Frikadelle wert ist zur rechten Zeit. Die wartet und dann doch anklingelt und lauscht und imgrundeschongewussthat was im Argen liegt. Und was auf der Hand. Nämlich dass sie all deine Wege mitgegangen ist. Und dass du sie so gern aus deinem Bad kommen riechst. Die Retterin deiner Haut. Dass da diese eine so wacker zu dir steht. Auch im Unverstehen. Auch im Unerfüllten. Auch aus der Ferne die so nah ist mit ihr. Ohr an Ohr. Gar nicht immer bilanzierend. Aber schon auch. Mutig vor dem Spiegel in ihr und der Resonanz ihres Herzens.
Nach Süden nach Süden wo du schon viel zu lang auf dich hast warten lassen. Wo sie langsam drüber wegsterben und Patrizia im Circolo sich fragt „Dove e Claudia? Wohin der Mitgliedsausweis von der Rondinella del Torrino in deinem Portmonee gefährliche Wellen machend mit den Flossen schlagend droht auszureißen. Nach Süden wo die Zitronen blühen und jetzt gerade Saison haben so wie hier die Sehnsucht nach Sonne. Die Sehnsucht danach endlich endlich wiedermal morgens früh zum Beispiel ohne Dusche weil du sonst den Moment verpasst wenn alles noch ganz frisch ist in einem Olivenhain zu stehen zwischen all diesen kleinen winzigen zarten orangegelben Miniringelblumen unter den kleinen pelzigweißen zuckersüßen Blüten der Olivenbäume filigran und jung wie das Jahr und doch aus uraltem Holz gesprossen duftend und surrend auf einer rotbraunen aufgebrochenen Erde Tuschkastenerde. Gebrannte Siena. Die noch feucht ist noch kein Staub wie bald und von der du denkst: Von dir bin ich genommen. Zu dir will ich werden.
Die größten Gedanken besten Ideen schönsten Einfälle lassen sich nicht zwingen. Selbst wenn du es l noch so sehr wolltest. Das zermarterte Hirn springt dir aus der Hand weg wie dieser hässliche blaue Hartgummiring damals mit dem Übungen gemacht werden sollten. Und der unbewegt blieb bis zur Erschöpfung. Höchstens wegschnippte und runterfiel. Der vor allem komisch roch und ein schlechtes Gewissen gemacht hat während er in der Ecke lag. Während du dich jedenfalls genau so noch fokussiert auf dein Defizit um den großen Wurf mühst und sich nichts bewegt kannst du ja immerhin schnell mal zähneputzen. Und dann passiert das Wunder. Im abgeschlossenen Raum deines Schädels während du vom elektrischen Sirren taub ohne Brille blind und ohne Hand am Hebel lahm bist dass auf einmal der schönste Gedanke sich denken lässt erstaunlich ganz ohne Druck und traurigblaue Trainingsringgedanken purzelt. Dass eine langersehnte Lösung sich findet. Dass sich was bewegt. Vielleicht ja nur vom Überschall der Bürste. Mag sein. Und wenn schon. Ist doch gut. Solange bloß die Inspiration einfällt in die Schädelstätte deiner Schläue über kein Knie gebrochen bis ins Herz.
Und dann trostpflastert ein Schleifstein deinen Weg. Ganz unverhofft erblüht im Grauingrau. Auf dem harten Boden der Tatsachen. Unverschämt rosa in unwegsamem Gelände wo es dich schüttelt und alles was du so dabeihast. Wo du Berg hinan nicht ein noch aus weißt aus den Fugen. Da legt sich dir einer vor die Füße der dir die Sinne schärft dafür das zu sehen was auch noch da ist. Unscheinbar anscheinend unnütz. Paradox. Den einen ein Ärgernis dir eine Hoffnung für deine eigenen Kurven und Verknotungen. Einen der sagt es ist nicht so schlimm auch mal was schleifen zu lassen. Denn manchmal erfährst du die Wahrheit erst in der Zuspitzung. Einen jedenfalls der dir ein Innehalten schenkt. Und eine Zuwendung des Herzens.