Autor: jotpunkt (Seite 6 von 21)

Vierundzwanzigster Türchentag

Du
bereitest vor mir
einen Tisch.
Ein Fest.
Eine Ankunft.
Auch
die meine.
Eine Geburt
mitten ins Ungewisse.
Einen Frieden
mitten im Unfrieden.
Eine Gastgeberschaft
mitten in Bedürftigkeit.
Du bereitest vor mir
mit mir
in mir
deine Gegenwart.
Kraftvoll und ohnmächtig.
Geschwisterlich.
Unbedingt.
Nah.

 

 

Dreiundzwanzigster Türchentag

Schau an.
Da ist sie.
Da bist du
dir leibhaftig gegenüber
und das schon
nach nur knapp 100 Metern
Schlamm.
Du selbst ist sie.
So seht sie vor dir.
Skoliotisch
und sehr aufrecht.
Und du weißt
die willst du mitnehmen.
In deine Beschwernisse.
Als Hausbaum.
Schutzheilige.
Auf dass sie mitgeht
in dein Fest.
Wie immer es werden mag.
Mit in
das
was immer werden mag.
Zwischen Heiliger Nacht
und Osterfeuer.
Über Lichtmess hinaus.
Auch
wenn es ihr Ende bedeutet
wird sie bleiben.
Von einem zum anderen.
Das dauert die ganze Zeit.

 

Zweiundzwanzigster Türchentag

Eine Liebe
die
gegen Gewalt aufsteht.
Und
einen Weg findet
das Dogma
zu belehren
ohne Not.
Die
eine Hand nimmt
die
nachzieht
was uralt und vorgezeichnet
im Verborgenen
und
immerneu ist.
Die sich nicht
fragt
wer zerstört
sondern heilt
was
zerrissen ist.
Diese
eine Liebe
will
zur Welt kommen
durch
dich und mich.

 

 

Achtzehnter Türchentag

Und dann ist
plötzlich klar
was gefehlt hat.
Das Herz auf dem Cappuccino
im 27. Recup-Becher
weil
die anderen 26
warm und trocken in Greifswald stehen.
Und der Mann mit den großen Augen
und dem kleinen Hund
vor dem Blumenladen.
Love Love Love
aus der roten Soße.
Ein Schlüssel
ein Winken.
Das mitgebrachte Tafelbrötchen
mit Option
auf Knödelbrot.
Hier ist Zusammenhalt
wo zerfällt
was sich versprochen hatte.
Und dann natürlich
der Ballon
der wartet
auf seine
Entfesselung
als Rettungsinsel zu neuen Ufern.

Neunzehnter Türchentag

Die Liturgie
des Unbewussten
legt die Kleider raus
und weiß was
sie tut.
Hübsch ordentlich
als
Antependium des Alltags
Lila in Lila
mit dem
Bett
dem du entstanden bist.
Fastenzeitlicher
Augenschmaus.
Passionär.
So soll es sein.
Violett.
Geistundzauberfarbe.
Aber auch
die der mildtätigen Könige
hat einer mal gesagt.
Vor 30 Jahren in Wien.
Mit einem schönen Singsang
im Südstaatenakzent. Robert.
Als er mein Tuch sich
um den Hals band
beim Abschied.
Meinegüte.
Wie haben alle geweint.
Purpur.
In tausend Tönen.
Feminististinnenfarbe. Frei
und tief und stark und schön.
Das hat Lydia uns eingehandelt
die groß macht
was aus
dem
Schneckenhaus kommt.

 

 

Siebzehnter Türchentag

In der Mittagssonne
steht
in der lieben Halleschen Küche
als Botschafterin
als Code
als Überbringerin
von Verbundenheit und Herkunft
die R120.
Stolz und schön.
Und unerschüttert
von den Wirren
der Zeit
und des Lebens.
Mit der gehüteten Schwarzteepatina
der Greifswalder Studentenzeit
lebte sie
zwischen Büchern und Papier
irgendwo neben der Schreibmaschine.
Gut hat es gerochen
im Amtszimmer.
Dem Vaterort
dem nahbaren
wo es sich
sich gut verstecken ließ
und finden.
Da schon.
Im Dunst des Wortes.
Dort also
mit Blick auf die Marktstraße
Nummer 166
sitze auf einmal wieder ich
das alte Kind
und wärme mich
am Bauch
einer Teekanne.

 

 

 

 

 

 

Sechzehnter Türchentag

 

Aus der anderen Welt
schaust
du
aus dem Fenster
unter dem Dach.
Christa. Meine Liebe.
Hast mich gefunden
Ganz sicher.
Vielleicht gar nicht mehr wackelig auf den Füßen
nicht mehr vorgebeugt.
Aber in blau.
Oder weiß mit einem Rosaton.
Du große Zuhörerin
vor der
das Herz sich auftut.
Du Raumhalterin
mit dem verschmitzten
Zug um den Mund.
Trösterin und Vertraute.
Großmütterliche Freundin
die ganz nebenher
große Dinge sagt
das mecklenburgisch gerollte R immer unter dem Gaumen.
So oft hab ich
unter deinem Nolde gesessen.
Blini gefrühstückt
oder Ragout fin aus der Büchse.
Einmal entfachte der Toast den Feuermelder.
Stunden
die wir nicht missen möchten.
Und eine Viertelstunde Glück
ist auch Glück.
Hier bist du wieder.
Schaust in mein Zimmer.
Ein bisschen kokett.
Einen Vogel auf der Hand.
Du fehlst mir jeden Tag.
Alles hat
einen Preis
hast du gesagt.

 

 

 

 

 

 

Fünfzehnter Türchentag

Bach und Buber.
Punsch und ein Wohnzimmer-WO.
Schließe
mein Herze
dies selige Wunder
aus tiefem Willkommensein
und künftiger Tenorkarriere
ganz ohne Notenkenntnis
dem schönen Sopran auf Socken
jauchzender Violine
und Bruder Hardl
in den Tasten.
Ja, ja.
Ja ja.
Glockenklar und plausibel
in deinem Herzen ein.
Sollt ich
das Sterben
 scheuen?
Nein, nein.
Nicht jetzt.
Nicht heute nacht.
Nicht
wenn sowas geht.