Kategorie: Uncategorized (Seite 1 von 19)

Zwanzigster Dezember : Zwanzigster Türchentag

Und dann stehen alte Bekannte
 nicht mehr nur vor
und nicht in
sondern direttamente
und in Persona
auf deiner Seite
der Tür
in der Bude.
Die kriegste jetzt nicht mehr raus.
Aber das ist ja auch schön.
Solange sie sich
zu benehmen wissen.
Und hübsch geordnet all die
Geschichten erzählen die ihr erlebt habt.
Als ein schweinchenrosa Salat-Besteck-Faden der sich durch dein Leben Zieht.
Vom Stranskie
bei dem Onkel Manne nach seiner Knastzeit
untergekommen ist.
Und Schmalzgebäck verkloppt hat
auf dem Weihnachtsmarkt.
Meine Güte.
Müssen die gestunken haben.
Wenn er kam
gab es Geschichten.
Heldengeschichten meistens. Der Stier von Flandern.
Und auch von der Frau vom Stranskie
die derweil schwerstkrank mit Krebs zu hause lag

und starb.
Umgeben von ihren Kindern.
Die dachten „die wird wieder.“
Wurde sie nicht. Auch nicht mit Analgin, was er bis zuletzt erstaunlicherweise geholfen hat.
Wusste die Erika.
Ich weiß nicht genau
ob der Strandskie selbst umgesattelt hat oder eine benachbarte Rummelbude sich auflöste
eines Tages gab es jeweils 120 schwarze Plastikpudel
rosa Salatbestecks
wie es über viele Jahre in Familienorogiinalbenutzung.
Nach Zerbruch gabs immer ein neues.
Kein Wunder.
Und kleine geschnitzte Holzhundpaare mit Magneten in Po und Nase.
Ich sehe Björn die Rummmelreste verhökern auf der Auszugsthombola mit Gesichtserkennung auf der Hochzeit von Ulrike und Lars.
Haben wir gelacht.
Jetzt im und jetzt nach 22 Jahren.
Geschlummert im Nachlass
von Oma Lina. Und jetzt beim Auspacken gefunden.
Ewigjung und frisch.
Als wäre kein Tag vergangen.
Kommt rein.
Nehmt Platz.
Ihr wart ja
immer schon da.

Neunzehnter Dezember : Neunzehnter Türchentag

Es gibt Räume
Zeiten
Beziehungen
Fragen
Perspektiven
auf dich selbst und das Leben überhaupt
wo sich
der Kopf verknotet und du dich 
gespiegelt im Spiegel gespiegelt
im Spiegel im Spiegel im Spiegel gespiegelt  im Spiegel
gespiegelt im Spiegel gespiegelt in unendlichen spiegelden Spiegeln
an nichts mehr. halten kannst
was Hand und Fuß hat
und im Bauch sich Schwindel regt
ein Stürzen in mit widerhallender Leere gefüllte endlos weite Tiefe
und zugleich
kein Ausweg ist aus der Enge
aus der Wiederkehr des immergleichen Bildes
als ein Hammerschlag.
Wenn aber anstelle deiner
und der Welt die dich umgibt
ein Licht käme
warm
und freundlich
sich unendlich zu spiegeln
in dir. Und in mir. Und in unserem Blick zueinander
wie hell
es dann würde.

 

 

Achtzehnter Türchentag

Und schon
zum zweiten Mal
kommt eine und sagt
„Sie sehen aus wie eine Meerjungfrau.“
Und immer in Supermärkten.
Zuerst in Greifswald.
Bei Edeka an Kasse neun.
Da hab ich es irgendwie plausibel gefunden.
In blau und grün.
Und heute aufeinmal in Halle.
Im Konsum. Obwohl ich mich gar nicht so fühle. In lila und weiß.
Ich finds toll. Mir solls recht sein.
Aber genaugenommen
wäre ich demnach erst
dem Bodden entestiegen
und dann der Saale.
Verschwommen
ins Inlandige.
Jedenfalls.
Jedoch nicht ohne Gefallen.
Und natürlich nicht ohne die Gefährten.
Und Genossinnen.
Die sind dabei.
Als Schwarm. Als Intelligenz.
Als ein Backup ins Urvertrauen.
Flatterschwanzlich und
lächelnd wie ein alter Hai
in blau.
Die finden sich
richtig gut.
Vortrefflich und erstmal für immer.
Und sowieso ist hier
Vermählung von so vielem
das ankern will beieinander.
Da braucht es ja immer
etwas Altes etwas Neues etwas Geborgtes und
etwas Blaues.
Und die Meerjungfrau
schaut sich um.
I
gendwie ist tatsächlich
von allem etwas dabei.
Und genug.
Auch wenn es mitunter noch zusammengebaut gehört.
Das Geborgte mit Alt und Neu und Blau.
Allesinallem ist es wohl aber vor allem
geborgte Zeit
oder geschenkte
oder einfach notgedrungene.
Wenn die Welt zusammenbricht
bleibt sie und trägt.
Das macht dankbar.
Und schwer.

 

 

Siebzehnter Dezember : Siebzehnter Türchentag

Und dann
welch ein Glück
guckst du in die Röhre.
In deine höchsteigene.
Heiße.
Goldes wertige
und siehst es werden.
Das Selbstgemachte.
Was du dir schön eingebrockt hast
und jetzt dann auch auslöffeln wirst
du Suppenkasperin
was passiert ist
und dem
was du deshalb hast passieren lassen.
Ganz fein.
Und doch nicht ganz ohne Klümpchen.
Aber
Erika hat gesagt
„Mir hüppen in jede Brühe nei.“
machen wir einfach nach.
Mit Klütern drin und ohne.
Jetzt schaust du in die Röhre.
Auf das Fürdichgewachsene
in den letzten 24 Stunden.
Feuer Wasser Luft und jede Menge gewonnes Land.
Vielleicht nicht im Kampf. Aber im Ringen. Im Ringen mit dem
was schwer ist.
Und um den Mut für das Vorstellbare.
Schaust du in die Röhr.
Auf das
was dich nähren wird und wärmt.
Jetzt schon.
Im Licht der Lampe
Die dich erinnert an
den großen Flur in Loitz.
In 1920 bis 50 und 2005
Ganz sicher. Hoffentlich.
Die in deiner Küche zu Gast sind.
Die guten Geister.
Und auch die Menschen
die hier ein und ausgehen
werden.
und die Freiheit zu sein
und zu bleiben. Und wieder zu kommen. 
Immer.

 

 

Sechzehnter Dezember : Sechzehnter Türchentag

Wie sich auch dieses Gefühl hält.
Das es ein richtiger Ausflug ist.
Kurz mal nach Schweden.
Zum Beispiel um Gardinen zu kaufen.
Und dann doch immer jede Menge Klimbim.
Was ist das für eine tiefe Zuneigung zu einem blauen Blechkasten
der die Gemütlichkeit eines Eingeschneitseins im Schwedischen Tiefstwinter verspricht.
Ein bisschen Bullerbü kannst du auch du.
Ganz bestimmt.
Konditionierung alla deluxe.
Und doch. Ja.
Das ahnt die Seele.
Und in die ungetrübte Welt deines schönsten Ferienerlebnisses in Spandau oder Woltersdorf
mischt sich eine Abwehr.
Ein Ahnen
wo und wie die feinen Flechtarbeiten für deinen zukünftigen Wäschekorb geleistet wurden.
Ein Großebergstraßegefühl
wo ganz Altona sich umkrempeln musste für den Kolloss und so vieles sterben drumherum.
Wie empört du warst.
Nie wieder Köttbullar.
Aber dann ist es eben doch der Ort der Orte.
Und nun haben wir auch noch den Red Dot Design Award gewonnen
mit der Enterpriselampe.
Also komm und sieh und kaufe.
Und hol dir so viele Kaffees wie du willst. Dir wird vertraut hier. Und die Mandeltorte schmeckt wie immer.
Und man hat alles
was du brauchst.
Sogar das
wovon du das noch gar nicht wusstest.
Und dann wird dir klar
beim mäandern durch die Gänge
die einer mit Kalkül gebaut hat
wenn auch
dem Himmel sei Dank
und
ihm sei es getrommelt und gepfiffen
es Abkürzungen gibt
Rückwege sogar
wer hätte das gedacht
dass dies hier alles genau darauf ausgelegt ist
alle Energie und die Fähigkeit klar zu denken
deine Bedürfnisse zu erkennen
ebenso wie sämtliche tageslichtabhängigen Botenstoffe in dir aufzufressen
bis du dir am Ende wünschst
eine Stimme von oben würde sagen
„Die kleine Claudia möchte gerne aus dem Smaland abgeholt werden.“
Denn Nysjön ist gerade nicht lieferbar.
Und Dyvlinge nicht so toll
wie du dachtest.
Weil du
anders als getan
deinen gesamten Einkauf besser schon hättest in die App einscannen sollen
damit du an der Kasse durchgewunken wirst.
Und deine Familycard im Nirvana verschwunden ist
aber jemand von den blaugelben Engeln sehr lieb
trotzdem deinen Zugang mittels 853 manuell einzugebender Zahlen ermöglicht hat.
Und der Lachs ganz schön trocken war. Wenn auch die Sauce toll. Wie sie das wohl machen?
Und Stunde um Stunde deines Lebens verrinnt.
So jedenfalls
dass du am Ende denkst
dass dich nichts und niemand anderes retten wird
als ein Hotdog.
Ein Hotdog.
Zum sozialistischen Preis von zwei Euro. Egal was drauf ist.
Das erfährst du aber erst
wenn du den digitalen Bestellvorgang
bezwungen hast.
Und dann fragst du dich
während ihr
auf der Abstellkonsole
einer geschlossenen SB Kasse sitzt
wieviele Kilo
zu Boden gegangener Röstzwiebeln
Ingmar Kamprath weltweit
wohl so
von
so hoffen wir
nicht zu schlecht bezahlten Putzkräften
zusammenkehren lässt.
Und dann trägst du viel nach Hause. Zum Beispiel zweimal Mudderverk für Küche und Zimmer.
Und zu später Stunde
erklärt dir PONS
dass
was du materialistisch gelesen hast einfach nur Bagger oder Eimer bedeutet.
Und dennoch.
Allein für dieses schöne Wort
hat es sich gelohnt.

 

 

Dritter Advent : 15. Dezember

Fenster zum Himmel
Türe
zur Welt
Welch ein Licht.
Blau und weiß und hell.
Mach dir eine Schürze draus.
Einen Schutz aus Leuchten
Eines das alle dunklen Flecken 
auf der Seele
bleicht.
So wie das großmütterliche Trostgefühl
wenn sie mit ihrer Kittelweisheit
gutes Wetter versprach.
und gezaubert hat. Mit ein bisschen Zigarettenrauch in der Bude.
und Zeichenkohle.
Und Maueranfassen.
Aber auch
der von der anderen Großmutter.
Die dich auf die Füße gestellt hat und festgehalten. 
Aufrecht. Auf schwarzweißem Küchenboden. Taptap.
Ihr knisternd buntes Dederongewand
dabei sicher im Rücken.
Und ihren Hände in den Achseln.
  Mit den tiefem schwarzen Hornhautfurchen. Und den streifigen Nägeln.
Die Lina. Die das Brot schnitt vor ihrer Brust und in deren Möbeln ich jetzt wohnen darf. Wenn wir die Würmer besiegt haben.
Und dann der Trost mütterlicherseits.
Der immer zu tun bekommt mit deinem Bedürfnis nach Autarkie.
Und doch wohltut. Mitunter.
Und dich aber auch platt macht.
Immer wieder.
Wenn die schöne Helene
sich gleich mal
die Latzschürze umbindet.
Weil es ja immer was zu tun gibt.
Und wenn es die Holzwürmer sind.
Spring in die Welt. 
Spring in den Himmel. Irgendwann.
Erst in die eine. Dann in den anderen. Dort.
In den Himmeln deiner Zukunft werden sie auf dich warten
Oder du auf sie.
Wer weiß.
Aber jetzt ist Erde. Jetzt ist hier.
Hab keine Angst.
Egalwohin.
Weil du Wurzeln hast.

 

 

 

Vierzehnter Dezember : Vierzehnter Türchentag

Danket danket
dem Herrn
der so wie du es kennst
nicht Herr sein wird.
Da sei Gott vor.
Nicht herrisch
aber herrlich.
Hierlich.
Herzlich.
Unentbehrlich.
Unzerstörlich
dicherhörlich und ernährlich.
Herbeilich und behilflich.
Herausdichlieblich
aus deiner kalten Tiefe.
Aus Frost und Eis
und Kampf und Krieg.
O Erd herfür dies Blümlein bring.
Erfreulich.
Entschwerlich.
Unumkehrlich ehrlich.
Zärtlich.
Weil
wenn die Liebe
die Herrschaft hat
aller Gewalt
die Macht genommen ist.
Sie sich gewaltig ergibt
als erledigt.
Entledigt
der Herrschsucht.
Sich wandelnd in Sehnsucht
nach Frieden.

Dreizehnter Dezember : Dreizehnter Türchentag

Und ewig lächelt
das Bett.
Lockt süß der Schlaf.
Den du dir raubst.
Ignorierst. Aussperrst. Boykottierst.
Weil du den Tag nicht loslassen kannst.
Weil doch der Tag
erst in der Nacht
das wahre Leben ist.
Weil erst die Nacht
die großen Gedanken
gebiert.
Weil das Herz noch so voll ist
und das Glas schon wieder.
Weil du noch etwas schaffen willst.
Schaffen. Oder wenigstens erschaffen.
Doch verlass dich nicht zu sehr
auf die Gene
die deine Nächte kurzhalten.
Siegesgewiss und geduldig
denn er hat alle Ruhe
wartet der Schlaf
darauf sich deiner
mit Haut und Haaren zu bemächtigen.
Sich in dich hineinzugießen.
Dunkelblau und schwer.
Das Licht auszumachen
hinter deinen Augen.
Dich weich zu betten
in Ohnmacht.
Schlaf ein mein Kind
und sei getrost.
Du sollst morgen sehen
was die Sorgen
von morgen
sein werden.
Was
zu schaffen ist.
Und was nicht.
Und auch
was ein Glück
geworden ist
das heute wie Unglück aussah.

Zwöfter Dezember : Zwölfter Türchentag

Schwesterlein
wie wär es
zu tanzen?
Über alle Vulkane.
Über Feuer und Klippen und Abgründe.
Zu den Musiken unserer Zeit.
Zu Formel 1.
Und NDR 2.
Am Rohr ist der Bär.
Willem F. Dinklage.
Mitgeschnitten haben wir wie die Kaputten.
Mit einer Riesenangst
jemand könnte das Radio ausstellen.
„ Mensch Dad! Ich nehm auf!“
Alles was ging
in den Achtzigerneunzigern. Das war
das Leben in Tüten.
Klar. Aus dem Westen. Und was wert.
Voll gefüllt mit Infiltration und Aufmüpfigkeit.
Mit Schönheit und Selbstbehauptung. Mit riesigen Ohrringen.
Mit Plunder. Mit Action Spray und blauem Lidschatten.
Mit Christine Nöstlinger. Gott, hab sie selig. Auf ihrer Wolke.
Hoffentlich Champagner schlürfend. Was hat sie uns geprägt und eine Liebe ins Herz gegeben. Zu Menschen und nach Wien.
Und Schwesterlein
auch die Schatten halten uns.
Unzertrennlich nah. Bis ins Herz.
Dein Schmerz ist mein Schmerz. Schwesterlein. Und so verschieden.
Wie deine Sehnsucht nach Gesehensein. Und wie die meine.
Wie all die Männer. Die in dein Bett wollten.
Und mit mir reden. Reden. Reden.
Ein Raub. An mir. An dir. In großen Nächten. Im Krokodil und im JAZ.
Und schön. Ja. Auch.
Früher Rausch.
Schwesterlein. Warum haben wir das alles nie feministisch gelesen?
Und Schwesterlein. Wie wäre es zu tanzen.
Leichtfüßig
wo die Zunge versagt und alle Worte.
Bis hinein ins goldene Morgen. Vergeben.
Was uns angetan wurde
voneinander
ohne
dass wir es wussten
und ändern konnten.
Weil wir nicht schuld sind.
Wie wäre es
zu tanzen
Schwesterlein?
Trotzdem.
Wegen.
Mit.

 

 

 

Elfter Dezember : Elfter Türchentag

Zwischen Leber und Milz
passt immer noch einer.
Der sich viel besser reimt
als das süffige Tschechische
von Menschen gemachte.
Du. Perfekte Eiweißquelle.
Glück aller Suchenden.
Wesen vor dem ich meine Kappe ziehe. Bewusstseinserweiternd. Wenn du willst.
Du Kommunizierst. Kommunistisch.
Im Unterholz der Wälder. Hexenkreisrund und klug.
Was du wohl weißt
über uns
die wir dich finden?
Fühlst du  Schmerz
wenn wir deine Füße
dem Boden entreißen
pilzmesserscharf?
Wie kultiviert sind unsere Kulturen
die existieren
allein
um deiner Früchte willen? Wessen Wille geschieht?
Ist Ernte ein Raub?
Pflücken ein Frieden?
Gewinn oder Geschenk.
Beute oder Verlust.
Und doch geschieht
Wachsen von allein.
Empfangen
was
ich nicht
nehmen kann.
Im Myzel
verbunden. Alles in allem.