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Zehnter Türchentag

Einer stellt sich.
Ganz.
Breitet die Arme aus und ist da.
Einer stellt sich
dem harten Bett im Stall.
Dem Weichenmüssen.
Dem Keinenortfinden.
Dem Projektionsfläche sein zwischen Stern und Stroh.
Einer gibt sich her
und ist da.
Ausgerichtet am Strahlen seines Wohins.
Ausgebreitet zum Sein
in aller Welt.
Angewiesen.
Tun
was er sagt
müssen wir.

Neunter Türchentag

Und dann zeigt sich
unter der matschigen Schneeschmelze 
der Knoten im seidenen Taschentuch 
der dich erinnert 
an einen glücklichen Sommer. 
Einen unter Regenbogenzelten
Monden
Sonne
einem Dach überm vierten Stock und Menschen
wo das Herz zum Festmachen
längsseits kommt.
An einen Sommer
über glitzernden Wellen
und linden Gräbern
tanzend zwischen
Kino
Bingo
Buchgestöber
Spinatknödeln
Muskateller
theologischen Gesprächen
und Aviation.
Soll der Schnee
matschen.
Soll Unbill und Corona wettern.
Der Advent scheint hell.
Und sei es von Juli her.

Achter Türchentag

Rot
ist nicht gleich rot.
So wie Tag nicht gleich Tag
und Nacht nicht gleich Nacht
und Leben nicht gleich Leben
ist.
Und das Erwartete
nicht immer
dem entspricht
was du erwartet hast.
Manchmal ist da mehr.
Manchmal nicht.
Manchmal ist weniger.
Und weniger .
Aber auch etwas ganz anderes.
Ein anderes Rot.
Dessen Definition in deiner Hand liegt.
Und im Auge der Betrachterin.
Die Antwort gibst du.
Rot ist nicht gleich rot.
Der Deutungsraum
ist Begegnung.
Ist Wort und Widerwort.
Ist zusammen
im Verschiedensein.

Siebenter Türchentag

Und dann
gibt es Momente
wo das Licht
den Rand des Horizonts sprengt.
Den Rahmen.
Den Saum der Welt.
Den Raum
in dem es dunkel wäre
ohne.
In dem
Schnee auf den Zweigen liegt.
Den Raum
dessen Nebenan
wohlmöglich
von einem anderen Licht bewohnt
seine Strahlen vorausgeschickt hat
in die Begrenztheit deines Gartens.
Wohlweislich
dass du sie brauchst.

Sechster Türchentag

Sich einfach hängen lassen
und vielleicht mal nicht
hängen gelassen fühlen
Sondern die Aussicht genießen
auf Kommen und Gehen.
Weißwieschnee
und Rotwieblut
In Verbundenheit.
Den Kopfstand
feiern.
Rittersternhagelvoll
erblühen.
Immer wieder. Auch im Vergehen.
Zum Gefäß geworden.
Gewachsen dafür.
Ungeahnt
dem Licht entgegen.
Und jetzt wieder.
Nur diesmal
dem der Kerze
die warm und hell
ein Zeitmaß ist
und nicht allein bleibt
auf dem Weg
nach Weihnachten.

Fünfter Türchentag

Und dann hat die Ewigkeit
deinen Namen
schon eingestickt in ihr Tuch
aus Niemalsvergessen
aus Umhüllen und Bergen
in deinem unbehausten
windigen
Dasein.
Wo die Wärme einer Stube
eines Blicks
eines Feuers
immer nur
den Augenblick erleuchtet.
Da webt sie immerfort.
Bindet dich ein.
Gewiss
steht ihr Schiffchen niemals still
dich zu tragen
durch Kett und Schuss.
Auf dass du
ihre Spuren siehst
in deinen.

Vierter Türchentag

Lichter über dem Wasser
sind
immer ein Zeichen
für einen Ort.
Einen Kutter des unsteten Bleibens zwischen Land und See.
Wo auf schwankenden Wellen
Planken dich halten.
Wo
ein Steg hinauf führt
ins Warme.
Wo zwischen Fischbrötchen und christlicher Seefahrt
ein Ort für dich ist.
Im Geradejetzt.
Im Bauch des Ungewissen.
Die Nase in der Abluft der Fritteuse.
Heimelig und zum Ablegen bereit.
Wer weiß, an welchen Häfen wir morgen liegen.
Ahoi
liebes Leben.
Mit dir will ich reisen.

Dritter Türchentag

Weniger ist
mehr
kann man kaum sagen
weil weniger doch
weniger und weniger
und weniger
ist
und wird
mit jeder Jahresspanne.
Wo der Zauber kleiner
und das lange Warten kürzer ist.
Weniger ist mehr
Vermissen.
Verzagen.
Weil die Zeit für eine Vorfreude
nicht taugt.
Weniger ist aber
vielleicht auch
mehr
Sichzufriedenzugeben
Und es gegebenenfalls sogar zu sein.
Damit
dass es ist wie es ist.
Baustelle
mit lauter Fragen.
Unwegsame Reise.
Aber ausgerichtet auf ein Morgen
das in den Sternen steht.

Zweiter Türchentag

Und Gott sprach
über der Ursuppe:
Ich will dich als Strom aussschicken
in alle Welt.
Euphrat sollst du heißen.
Tigris. Gehon und Physon.
Und doch eins sein
mit allen Wassern über der Erde und unter ihr.
Und den Wassern in allen Geschöpfen. Ihrem Blut und ihren Tränen.
Eins
mit jeder Perle ihres Schweißes und ihres Taus.
Eins mit allem
was sie nährt. Was sie wärmt und labt. Was sie trägt und sauber wäscht
wie neu.
Dessen Fluten sie fürchten.
Als Kinder der Erde.
Und
das sie wachsen lässt und tröstet.
Als Kinder des Paradieses.

Aber da

Das Glück
kommt dir entgegen
der Erwartung
zum Trotz
ein Trost
über Stock und Stein.
Es hat sich nicht
erjagen lassen
vom schwarzen Vogel
der dir manchmal schon fast
aus der Hand gefressen hat.
Es ist
deinen Fußtritten ausgewichen und all den anderen.
Es hat
auf der Spitze
deines erhobenen Zeigefingers
den Abflug gemacht.
Und kreuzt doch
unbeirrt deinen Weg.
Es gibt sich
deine Zeit.
Es nimmt dir
dich aus den Händen
und sich
in deinen Blick.
Es fasst sich
dein Herz.
Vielleicht auch um sich
damit zu vergraben
für den Winter weiß
es doch ein Plätzchen
unterm Schnee
verborgen.
Aber da.