Nun
steht sie vor dir.
Deine Schüssel
voll mit neuem Jahr.
Das hast du dir nicht selbst eingebrockt.
Das gab es geschenkt.
Ungefragt.
Höchstwahrscheinlich nicht für umsonst.
Aber das wird sich zeigen.
Was es dich kosten wird.
Und kosten lassen.
Auf jeden Fall
ist es aufgetan
von einer
die es immer gut mit dir meint
an der Ausgabe.
Eine große Portion.
365 Tage schwer.
Noch ganz heiß.
Ganz frisch.
Der erste Aufguss.
Definitiv.
Eigentlich willst du sie erst mal
ein bisschen stehen lassen.
Nach der kurzen Nacht
und allem
was das letzte Jahr
dir noch eben eingeschenkt hat
ist es noch ein bisschen flau im Magen.
Aber alles nach und nach.
Muss ja nicht alles auf einmal sein.
Erst mal die gute Brühe.
Die Ursuppe des Jahres.
Die ist schon mal nicht schlecht.
Sie wärmt
und belastet nicht.
Viele gute Dinge sind in ihr gelöst.
Auf die du vertrauen kannst.
Die Essenz all dessen
was schon war. Verlässlich und stabil.
Und dann findet sich auch gleich auf dem Löffel
neben einem köstlichen Taubenmagen und einer Erbse
die vierte Kantate des Weihnachtsoratoriums.
Mit der so tröstlich vertonten
Frage aller Fragen
auf die es ja dann auch gleich die Antwort gibt.
Prompt und geechot
vom Doppelsopran.
„Sollt ich nun das Sterben scheuen? Nein. Dein süßes Wort ist da. Oder mich viel mehr erfreuen? Ja. Du Heiland sprichst selbst ja.“
Na dann.
Dann mal ran an den Löffel
und schauen
schmecken und sehen
wie freundlich der ist
der dies spricht.
Hab Vertrauen.
Die Frau an der Suppenausgabe
ist seine Angestellte.
Dirk sagt:
Liebe Claudia, danke für Deine Gedanken zum Neuen Jahr – auch im Neuen Jahr überraschend und anrührend, wie eben jetzt „seine Angestellte“. Dir und uns wünsche ich, dass Du viele so berührst und Zuversicht stiftest.
Januar 2, 2025 — 7:48 am