Zweiter Feiertag : Sechsundzwanzigster Türchentag

Und dann ist nach vier Strophen
„Zu Bethlehem geboren“
beim Kollekteeinsammeln
das Lied alle
und zwei Drittel
der Gemeinde sind noch
nicht abkassiert.
Stille wars im Festgottesdienst mit WO Teil III.
Also nochmal Strophe eins.
Aber immernoch
haben die Klingelbeutel viel Weg vor sich
bis zum Dankgebet.
Kein Drama.
Denke ich. Pannen beleben das Geschäft. Erstrecht das weihnachtliche. Und noch erstrecher das sakralweihnachtliche.
Aber
denke ich auch
und da regt sich
das pastorentöchterliche Mäkelgen
warum haben wir denn dann zwei Programmpunkte vorher von EG 37 wiedermal nur 1-4 gesungen.
Warum darf ich zum Beispiel nie meine heißgeliebte Lieblingsstrophe sieben singen.
Warum nie.
„Nehmt weg das Stroh…“
Und was ist das.
Dass niemand Zutrauen hat
zu einer vollen Kirche
mit vielen vollen Portmonees
und mutig mal einen kompletten Paul Gerhard auf die Karte setzt.
Dann wären ich auch
endlich mal zu meiner siebenten Strophe gekommen.
„Nehmt weg das Stroh
nehmt weg das Heu
ich will mir Blumen holen.“
Blumen holen.
Aus der Rabatte
zum Beispiel. Denke ich.
Und sehe mich
mit meiner eigens dafür stets im Rucksack mitgeführten Rosenschere
beim Blumenklau.
Meiner Königinnendisziplin von Mutters her.
Geklaut ist immer schöner
als gekauft.
Sowiesoso.
Freundin Jutta weiß das auch
und schenkt mir telefonisch die hübsche Vorstellung
wie ich
beim unerlaubten Kürzen öffentlicher Grünanlagen
vom Halleschen ABV gestellt werde und der fragt:
„Bürgerin, was machen Siehenda?“
Und ich sage:
„Herr Wachtmeister. Frohe Weihnachten. Tut mir leid. Ist eigentlich nicht erlaubt. Ich weiß. Aber ich hole Blumen um meinen Heiland draufzulegen.“
Choräle. Welch eine Kraft haben sie.
Die Enden unserer Geschichten
verbinden sie.
Erfüllt mit Bildern
den ureigenen und verbindenden
über alle Grenzen
und weiten Meere
lassen sie uns
anbetend stehen bleiben
weil wir nun
nichts weiter können.
Nichts weiter
als
bitte bitte liebe Kirchenmusik
alle Strophen singen.