Meine Gastgeberin ist
heute um ungefähr 5:00 Uhr
aus ihren Schuhen gesprungen.
Mal eben fix
wie zum Zigaretten holen.
Nach Israel.
Niemals in New York war gestern.
Oder schonmal in Bangalore.
Die nötigen Vokabeln
und noch fünf Sachen weniger
im leichten Gepäck.
Du siehst schön aus
kannst du sagen.
Heute möge ein freundlicher Boden
Deine unbeschuhten Füße erwartet haben.
Und morgen möge deine Hand
möglichst unversehrt
an Steine stoßen
an Scherben
an Spuren eines Lebens
vor uns
das das unsere
vielleicht schon mitgedacht hat
aber vielleicht auch
staunen würde
über seine Bedeutung
für dich.
Morgen möge sich herausstellen
dass es keine Hülsenfrüchte zum Mittagessen gibt
Du dich für die richtige Sonnenbrille entschieden hast
und der Raum in deiner Seele weit wird.
Ich öffne inzwischen deine Fenster und gieße die Halleschen Blumen.
Ich fülle deine Räume.
Mit mir
und mit meiner Entourage.
Mit Freude
und geklauten Rosen
und mit großem Dank.
Monat: Juli 2023 (Seite 3 von 3)
In den kühlen Dom
tropft
fließt
strömt und perlt
es als eins meiner Liebsten
aus Bruder Hardls Händen.
Eine Hinwendung
ein Gebet
eine Vergewisserung
des Gewissen.
Findet Anklang
schon im Eingang.
Findet eine aufgeschlossene Tür.
Findet die Sonne im Chor.
Findet sich schön.
Findet mein pastorentöchterliches Liedgedächtnis
geschult auf dem Beifahrersitz
eines ungeachtet der realexestierenden Lebensferne als champagnerbeige benamten Trabant Kombi
der besser cognacfarben geheißen hätte
anhand eines kleinen grünen Bundeswehrgesangbuchs
dessen erste
seine Herkunft verratenden Seiten
von der vorausschauenden Fahrzeughalterin zugeklebt worden waren
falls man mal in eine Kontrolle kommt.
Findet also mein Herz.
Mit seinen Geschichten.
Und der Klang in meiner Kehle
findet den Raum.
Hilf
dass ich an diesem Morgen
geistlich auferstehen mag.
So wirst du
gefunden
vom Gesuchten
dessen Fehlen
dir fast
hätte entgehen können.
Grün hinter den Ohren
wirft der Ilex am Café nöö
seinen Schatten voraus.
Weihnachten wird.
Unausweichlich.
Vielleicht in Chemnitz
Mit Onkel Manfred.
Das würde mir
das Herz brechen
vor Freude.
Ein Weihnachtsbaum bei der Hanni.
Und die gesammte Nussknackerparade
aus 60 Jahren Sammlerglück
am Start.
Und Engelkapellen
und Rachermanneln.
Und die Erika
die fehlt
in ihrer Präsenz
und dem beinahe spürbar
furchtbar schmerzlichen
aber auch so schönen
Dasein
um
den Raum zu füllen.
Und bestimmt
wird es auch
einen Hasenbraten geben. Oder was Geschossenes vom Jörg.
Das hätte ich gern
als Fluchtpunkt
für die Gewissheit
dass dieser Sommer vorbeigehen wird
mit freien Armen
Füßen
und freier Seele.
Denn jetzt ist Sommer.
Und die Linden blühen über mir.
Und die Kleider sind nicht schwer.
Und die Hände tun
was sie sollen
und lassen mich
von Zeit zu Zeit
allein sein
mit mir.
Die Nacht
hat Klänge.
Und Gesichter.
Und Ängste.
Und Freiheiten.
Und Sterne.
Und Goldbergvariationen.
Und Ragna Schirmer
die sie spielt
im Glitzermantel.
Hinter und unter
Mond und Sternen.
Sichtbar und unsichtbar.
Und Puppen.
Wesen mit Assistenzbedarf
die Geschichten erzählen
und dann verschwinden.
Alles verweht wie ein Hauch.
Und die Erde dreht sich bald wieder ohne mich.
Aber da sind auch die Eichen
auf der Rabeninsel.
Mit dem lieben lieben Lars
mit Stetsonmütze
erwandert und bestaunt.
Die haben so viel Substanz.
Und Daseinspräsenz.
Da gibt es keine Frage mehr
nach dem Ob.
Aber viel mehr
nach dem Wie
der Bäume
der hellblauen Libelle
dem Odermenning
und dem Kormoran
mit Flügelschweiß.
Dass wir sterben müssen
ist vielleicht
gar nicht so ein Drama
wenn es den guten Ort gibt
wo
eine Schnecke
dem Sensenmann
keck
über die Schulter schaut.
Und es Marienkäfer regnet.
Und eine dem Wind lauscht.
Und jemand schreibt:
Die Sorge
liebes Kind
um dich
nahm eine höhere Macht
auf sich.
Und wenn dies passenderweise
nur noch auf einem Sockel steht
und das Kreuz dazu
wie weg geflogen
seiner Last entledigt
ist.
Wie gut
wenn Gott
in der Stadt
einen Acker hat.
Auf dass wir
klug werden.
So eine Wand
kann auch sehr
verlässlich und stützend
sein.
Aber
so einfach
ist es auch nicht.
Vor allem
wenn dein Fenster
darauf hinaus geht.
Da gibt es wenig Aussicht.
Aber doch etwas
woran du dich lehnen kannst
und das
in aller Kargheit
und Monotonie
doch
eine Kontur und
eine kühle Eigenheit hat
die dich
aus dem Verborgenen tröstet
durch ihr
Unbeteiligtsein.
Es ist immer ein Erstaunen.
Und ein Klimmzug
über deine Enttäuschung.
Aber auch
in die Freiheit des Raumes.
Wenn sich das große nicht anfindet
obwohl du es erwartet hast.
Wenn kein Verlass ist
auf deine sichere Bank.
Wenn das Brot zwar duftet
im Ofen
aber nicht aufgegangen ist.
Wenn ein alter Freund dir nah ist
und dann doch
ferne Dinge sagt.
Wenn du Estragon gedacht hast
und dann gibt es keinen.
Wenn die Tür
die du offen erwartet hast
jetzt auch dienstags zu ist.
Wenn du dich konzentrieren wolltest
und dich doch verteilt hast.
Aber auch
wenn auf einmal
alle Essenz
in einer Winzigkeit steckt.
Da sind sie wieder.
Weit gereist.
über Ozeane und Länder.
Unter dem Saharasturm durch.
Meine Güte.
Zwei Mal sogar.
Wo sie doch
gar nicht wegzudenken
sind von mir
weil
nichts so
unzuweit und zart und elegant
meine Pulse wärmt
seit zwanzig Jahren.
Geschenkt bekommen am Reinfeierabend
meines 25. Geburtstags
von Wiebke. Der Liebsten.
Begleiterinnen. Alle drei.
Damals wie jetzt.
Wer hineinschaut
weiß
was Privatsachen sind.
Und nun
von Mutterhand geflickt.
Faden für Faden
aufgenommen
und neu verwoben
mit Liebe. Mit Geschick. Mit ihrer Handschrift
die ich überall erkennen würde.
Dem Verschleiß zum Trotz.
Der Nachhaltigkeit zum Ruhm.
Mit Wandtschem Garn aus dem Sperrmüll.
Farblich perfekt.
Eingesammelt an einem Herbstabend mit Anton
fast für den Preis
einer Kniescheibe.
Wer wusste schon
wofür es gut ist.
Und dass es nach Madeira reisen wird.
Und wieder zurück.
Sieben Nadeln sind zerbrochen.
Sieben auf einen Streich.
Chinesischer Mist
sagt die Pragmatin.
Die Metaphorikerin sagt
Heilung gelingt
nur durch
Verlust
und freut sich
dass der
fürs Erste
abgewendet ist.
In meiner
Halleschen
Salzpfanne
kristallisiert sich
langsam und mit Bedacht
zunehmend
wie der volle Mond heute
eine Essenz aus der Tiefe.
Vielleicht
ein Produkt der Jahrtausende.
Und jetzt meins.
Körnchen für Körnchen
im Stande
sich zu lösen.
Verwandt meinem Glück
und meiner Trauer.
All denen nahe
die
Schmerz vererben
wie Heilung
und Hoffnung nicht vergessen haben
auch ohne sie zu sehen.
Denen
die ihr Leben
gelebt haben
mit meinen Voraussetzungen
aber nicht mit meinen Möglichkeiten.
Die früh von dieser Welt gegangen sind.
Wie Birgit.
Deren Elektrorollstuhl ich geerbt habe.
Wie meine Großmütter.
Mit all ihren Traumata.
Wie die
deren Namen versandet sind
und von denen
ich nur neblige Geschichten weiß.
In meiner Halleschen Salzpfanne
zeigen sie sich.
Sie machen mich froh.
Dankbar.
Und traurig.
Und reich.
Guten Tag.
Ich hätte gerne
einen Elefanten
bitte.
Einen
der im Raum steht
und dem Unausgesprochenen
seinen Platz zumisst.
Einen
der mich auf Luftkissenfüßen
durch all meine
Porzellanläden
trägt
während ich ihm
die schwarzen borstigen Haare
auf seinem schönen Schädel
kraule.
Im Schneidersitz.
Einen Elefanten
bitte
der meine Leidenschaft
für ausgiebiges Duschen teilt
und
dessen große Ohren
mich hören.
Einen Elefanten
bitte
dessen haarige Rüsselhand
sich mir liebevoll entgegenstrecken wird.
Dessen dicke Haut
ich mir leihen kann.
Aber auch
seine gütigen Augen.
Und unter dem
ich Schutz habe
vor dem Regen.