Monat: August 2023 (Seite 3 von 3)

Bingo

Es riecht nach Glück
und Fritteuse.
Und Rum
zum Aufwärmen
als Empfehlung dello Chef.
Und dann Bier
aus dem Krug.
Wie früher bei Werni.
Gegenüber
in der Wiesenstraße.
Wo sie uns dann an die Tür gepisst haben.
Weil da die im Rollstuhl wohnt
haben sie gesagt.
Hier gibt es dafür ganz friedlich
Nena
und irischen Männerchor
schön polyphon.
Und
Ney Nah Neh Nah.
Ach Rüdiger.
Alles an der offenen Tür zum Hof
mit der Kastanie
und ordentlich Passivrauch.
Und ein Willkommen
von Max
dem Wiedererkenner.
Dem Wirt und Bingomaster.
Dem Stühleausdemwegräumer
und Ginmitdirtrinker.
Dem Fragensteller
der dir antwortet
auf dein Bedürfnis nach ganz unspektakulärem
Nachhausekommen.
Der durch den Raum kugeln lässt
was dich erwischt
in deinem Gewinnenwollen.
Ohne dass du dich schämen musst
für dein Vergnügen
am Glück
des Inhalts von Wundertüten
worin zusammenwächst
was nichts miteinander zu tun hat.
In einem Pub
wo dir anstandslos Platz gemacht wird
mit einem Lächeln.

Du

Du
bereitest vor mir einen Tisch.
Im Angesicht
von Gut und Böse
wonach ich
zu fragen befreit bin
weil Du
dazugelernt hast
seit die Cherubim am Ende
nur noch Dich selbst beschattet haben
im Garten Eden
ohne das Bild
das Dir gleich sei.
Allmächtig und ganz schön einsam. Deine halbe Ewigkeit lang
warst Du.
Ohne das Gegenüber
nach dem Du Sehnsucht hattest.
Weil Du
gib es zu
uns mündig brauchst.
Königlich
und ahnungslos zugleich.
Aber mit der Kraft der Neugier
und der Entscheidung
dazu
was dem Leben dient.
Weil wir doch
in einen Garten gefallen
wissen
dass das Brot des Lebens nicht verbrennen soll
und der Baum der Erkenntnis geschüttelt werden will
damit er nicht zerbricht
und auch damit wir klug werden.
Und dass das muffige Lager gelüftet sein muss
damit die Welt in Bewegung kommt
mit Vergnügen.
Du bereitest vor mir einen Tisch.
Im Angesicht
meines knickrigen Zwillings
der ängstlich dem Defizit
verhaftet bleibt.
Was für ein Pech.
Kikeriki.
Wo doch Gold ist
die Fülle
und alles das
was sich noch
viel schöner anzieht
als Salomonis Seide.

Trotz oder wegen

Ob du nun
trotz oder wegen
schwieriger Voraussetzungen
bist die du bist
darüber lässt sich fein
einen Tag oder zwei oder vier
gerne jedenfalls ohne Ende
nachdenken
und sich austauschen
auf Caféterrassen
Friedhofsbänken
oder schlendernd
mit Muskateller im Gepäck.
Danach lässt sich suchen hinter antiquarischen Buchrücken
kilometerlang unter goldenem Himmel.
Und damit die klugen Köpfe auch bestimmt nicht
den Denkrichtungswechsel verlernen
findest du dort
war ja klar
wonach du gar nicht gefragt
aber doch gesucht hast
wie sich zeigt.
Also ob nun trotz oder wegen
einer Kellerkindheit
gegründet allein
auf Kippenhumus und undichte Regenrinne
sich dem Lichte zu
tastend und siegessicher
fragil und stark
durchsetzen will oder muss
wer dem Untergründigen entwachsen will
zu unverhohlener Größe
Mauern umspannend weit
hoch hinaus
und frei
doch ihrer Wurzeln
gewiss.
Ob nun trotz oder wegen.
Das ist die Frage.

Auf dem Berg

Auf dem Berg
brennt ein Licht.
Verlass dich drauf.
Auch wenn nur wenige
es hüten.
Aber der sie behütet schläft und schlummert nicht.
So bleibt die Stadt auf dem Berg
nicht verborgen.
Ihr Licht scheint in der Finsternis.
Und das derer
an die gedacht wird.
In schütterer Runde vielleicht.
Müde. Am Rand der Kraft.
Aber mit offenen Türen für alle
die den Gesang stärken
mit ihrer Stimme und ihrem Schweigen.
Die staunen
über die Sonne im Ostfenster
die eigentlich
von Westen kommt.
Und das Feuer.
Das neuerdings umtöpfert ist
wo früher nur Mauersteine waren.
Da ist es gut.
Wo Christus mich aufrichtet
ganz unbesehen.
Wiedermal hinterrücks.
Einer
der nicht zuerst
von Leid erzählt
aber vom Leben.
Wie Carlo.
Der trägt was er hat
und lebt
was er bekommt.

 

Klarwiekloßbrühe

Die Redundanz
aus Sehen
Lesen
und Fühlen
ist zuweilen gar nicht so unangebracht
sondern vielmehr sogar
angebracht
als Aushängeschild
an der Bretterwand
deines unachtsamen Vorübergehens.
Deiner Gewohnheit.
Deines Unglaubens.
Dafür
dass du nicht wahr nimmst
was klarwiekloßbrühe ist
und was
sich früher oder später
hinterrücks
mehr oder weniger
schmerzlich
bemerkbar machen wird.
Spätestens
wenn du dich
in Sicherheit
zurücklehnen willst.

Lieber Gottfried

Ich weiß gar nichts von dir.
Kaum mehr
als dein Blau.
Bielensteinblau.
Und ein paar kleine Dinge
aus dem Erzählen
von Menschen
mit denen wir
du und ich und
duweißtschonwernochalles
verbunden sind zu einem großen mecklenburgernden Gewebe.
Einem Netz aus Namen und Geschichten
in dem du warm und sicher liegen kannst
weil immer wer
ganz sicher aber Jochen
und Christine
und Eckart
in Liebe um dich weiß.
Einem Netz
in dem du ein bisschen schaukelst
vor lauter Herzbewegung
beim Blick über die sanften Hügel
von Groß Tessin
hinunter zum See
wo ich mal begraben sein wollte.
Neben der Frau vom Löwen.
Unter deren Vergissmeinnicht ich gern geschlüpft wäre.
Lieber Gottfried.
Ich weiß gar nichts von dir.
Jedenfalls kaum mehr
als deine Güte
und den späten Krückstock.
Und den Adventsmoment
in Sankt Petri
wo wir zwei Fernbeziehungstassen bei dir gekauft haben.
Für Pampelmusetee hier und Bananenmilch da.
Eine lebt noch und kredenzt mir heute Thymiantee.
Eine ist gestorben.
So wie du.
Gott hab euch selig.