Und dann begegnet dir jemand wieder.
Die kennst du.
Denkst du.
Oder nein.
Du kennst ihre Mutter.
Oder Tante.
So vertraut.
Denn sie hat alles mitangeschaut.
Mit ihr hast du gelebt.
Lebst du seit du 13 warst.
Seitdem steht sie auf deinen
Schrankecken
Badkonsolen
und Regalen. Oberste Etage.
Wie in allen evangelischen Pfarrhäusern Hängepflanzen von antiken Möbeln ranken.
Einmal hat sie beim Absturz
deinen Schädel
knapp verfehlt.
Einmal hast du sie
einen Sommer lang
der Terrassensonne ausgesetzt
was sie gar nicht mochte
und sich gelb verfärbte
vor lauter Unwohlsein.
Und immer wieder
brachten deine radikalen Rückschnitte
ihr Erfrischung
und Nachkommen.
Vielleicht ist es ja so
mit dem Nachkommenhaben
dass du
einen Teil von dir
fortgibst
und verjüngt erstehst.
Spätestens
wenn die Brut aus dem Haus ist
und du dein schütteres Haar
kürzer trägst
und dich der Schnitte und Wunden
erinnerst
mit dem Gewinn
der Freiheit
und des Weiterlebens.
Und dessen was danach kommt.
Und der Wiederbegegnung
nach langer Zeit.