Engel verkaufen
macht nicht unbedingt glücklich.
Auch nicht in der zweiten Generation.
Auch nicht
umgeben von all der Strahlkraft
und dem erzgebirgischen Liebreiz.
Bedürftig wie später die kleinen Amseln im Olivenbaum des Delphi in der Barfüßerstraße
streckt die kleine Frau ihren Schnabel aus. Einmal angesprochen. So hungrig nach Gesehenwerden.
Auf ihrem historischen Fußboden steht sie und weint.
Abgewetztes Linoleum in Parkettoptik. Späte DDR. Wie in meinem ersten Klassenraum im Gartenhaus der Paul-Friedrich-Scheel-Schule.
Mit steifem Knie steht sie da
und ohne Arzttermin.
Trotz der hohen Krankenkassenbeiträge als Selbstständige.
Ein SONSTIGES Kind war sie
im Arbeiter-und-Bauern-Staat.
Nichts ist ihr geschenkt worden. Nie.
Und das
wo sie doch seit 1968 privat
und ohne HO
vor allem Geschenke verkauft.
„Das ist die Ungerechtigkeit
die dem Menschen
in die Wiege gelegt ist.“
Sagt sie.
Und
„Ich sag’s
wie es ist.“
Sagt sie.
Aber auch
„Schön
dass sie so eine nette Betreuung haben.“
Und hört und überhört
den Begriff Assistenz
wahrscheinlich zum ersten
und vielleicht nicht zum letzten Mal in ihrem Leben.
Ich sag’s
wie es ist.
Da können auch die Engel
offenbar
nichts machen.