Monat: Dezember 2024 (Seite 2 von 3)

Elfter Dezember : Elfter Türchentag

Zwischen Leber und Milz
passt immer noch einer.
Der sich viel besser reimt
als das süffige Tschechische
von Menschen gemachte.
Du. Perfekte Eiweißquelle.
Glück aller Suchenden.
Wesen vor dem ich meine Kappe ziehe. Bewusstseinserweiternd. Wenn du willst.
Du Kommunizierst. Kommunistisch.
Im Unterholz der Wälder. Hexenkreisrund und klug.
Was du wohl weißt
über uns
die wir dich finden?
Fühlst du  Schmerz
wenn wir deine Füße
dem Boden entreißen
pilzmesserscharf?
Wie kultiviert sind unsere Kulturen
die existieren
allein
um deiner Früchte willen? Wessen Wille geschieht?
Ist Ernte ein Raub?
Pflücken ein Frieden?
Gewinn oder Geschenk.
Beute oder Verlust.
Und doch geschieht
Wachsen von allein.
Empfangen
was
ich nicht
nehmen kann.
Im Myzel
verbunden. Alles in allem.

 

 

 

 

 

Zehnter Dezember : Zehnter Türchentag

An Apple a day
und sei es
auf der Milchschaumhaube
eines Kaffees
keeps
vielleicht nicht den Doktor
aber auf jeden Fall
differend kinds of sorrows away.
Den Doktor wollen wir ja auch gar nicht loskriegen. Den wollen wir behalten.
Den besten. Den klugen.
Den Leib-und Lieblingsarzt.
Den mit dem Blick für die Weite
und der guten Aussicht auf die See.
Den mit dem Ortskundigenschein für alle meine Luftwege.
Der sorgt und  versorgt
und besorgniserregend sorglos seine Kraft verschenkt.
Möge ihn der Himmel bewahren und stärken und schützen gegen alle Unbill
von Mächten und Konzernen.
Ein Apfel also zur Erinnerung
auch an ihn
Aber auch
an den großen
Sehnsuchtsort am Hudson.
Wo sich der Doktor mittels
Bergen von Vitaminpillen aus großen Kübeln
beschafft in Chinatown
und zum Frühstück verabreicht
an alle
vom Hals gehalten wurde.
Da wo dann auch
die Küchenschränke von der Wand gefallen sind
und das Heizöl vom Nachbarn versehentlich direkt in den Keller gepumpt wurde
im klaren Fall von
Stutzenverwechselt
nach Hausnummernverirrung
Brownstone bleibt  brownstone
in Südharlem
und wo das alles
„Shall I tell you something? I tell you something.“
tatsächlich ohne ärztlichen Beistand abging.
Vitamine helfen.
Siehstduwohl. Allesrichtiggemacht.
My dear Verbena.
Die auf ihrer Muskatnussinsel zuerst ihren Mann zur Hölle gejagt und dann mit Kind und Kegel die Fliege gemacht hat nach NY.
Bettwäsche hat sie uns geschenkt.
Schon für die Hochzeit.
Die ist dünn geworden inzwischen. Zerschlissen die Kissen.
So wie manches in all den Jahren.
Und vieles hält sich doch.
Wie die Erinnerung
an einem Glas Kaffee
das
Mannomann
jetzt sogar aus dem heimischen Siebträger kommt.
Nicht von Starbucks.
Und der war schon gar nicht so schlecht. Damals.
Was für ein Weg
hinter uns.
Und was wohl für einer
vor  uns?
Bitte einer mit Mister Lieblingsdoc.
Und mit Kaffee.
Und einem Apfel am Tag.
Und einer Erinnerung.

 

 

Neunter Dezember : Neunter Türchentag

Wie sie sich bettet
so liebt sie.
Butterweich.
Und mit gezückter Kralle
wenns sein muss
um ein Nest sich
zusammen zu klauben
milchtretend in jeder verfügbaren deiner Beugen.
Hals. Arm. Knie.
Um dann
zu fallen
Einfachso. Ins Sichere. Mitten in dich hinein. Ganzundgarnicht bodenlos. Das weiß sie besser als du. Weil das doch klar ist. Du und sie.
Und keiner sonst.
Weil doch jeder Quadratzentimeter
sich bietender Haut
sich schmiegen will an
dieses Wesen.
Und du ganz im Unklaren bleibst
wer hier jetzt wen streichelt.
Und ja
nebenbei auch
was du wohl falsch gemacht hast.
Beim Futterkauf
Beim Tür auf Tür zu.
Beim Freihalten der Lieblingsplätze.
Irgendwas ist immer. Aber ihrer Anklage übergibst du dich gern.
Freiheitlich und als Geisel deines Herzens.
Und dann
während sie deinen To-do-Stapel vernichtet
detoniert wie zum Schwur
ein Schnurren
dass
kein Ohr allein
es fassen kann
sondern es
Bauch und Herz und jedweden Knochen fordert
ihm Resonanz zu geben.
Ehre
für solch eine
Majestät.
Und ewige Treue für diese Gunst
die kein
Mensch
zu geben vermag.

 

 

Zweiter Advent : Achter Türchentag

O Heiland
reiß den Himmel
verflixt und zugenäht
verriegelt und verrammelt
bebrettert und bewehrt
auf.
Auf auf.
Über allen.
Auf dass uns hell werde.
Und lass regnen
herab herab
bis ganz ins finstere Dickicht
meiner Umnachtung
den Tau
deines Frühlings.
Brich an
in deiner Kirche
Brich
wenns sein muss
ein
wo Schloss und Riegel für.
Morgenstern du.
Lass keinen Stein
ungerollt
vom Grab der
Hoffnung darauf
dass die Erde aufbreche
und da wo wir
in unserem Gemäuer mal wieder
das Lebendige nur bei den Toten suchen
lass uns nicht
verloren haben
was sich finden lässt
von deinem Licht.

 

 

 

 

 

Siebter Dezember : Siebter Türchentag

Blaukraut bleibt Blaukraut
und ist doch brautkleidschön.
Gewebt
gerüscht
gefügt
wie Plauener Spitze.
So sind wohl
manche Sachen
die unsre Augen
dann erst sehen
wenn sie aufgeschnitten
in ihrem Inneren bloßgelegt
und der Verletzung preisgegeben
sind.
Wenn
durchschnittlich ermittelt
ist was
unzertrennlich
war bis eben
und nun unwiederfügbar
gespalten
und offenbar wurde.
Nämlich
das Geheimnis des unentwegten
Umeinanderherum.
Der Reigen des Durchdickunddünn.
Spiralig
immer auf Achse
zu wachsen
ineinander
miteinander
aneinander geschmiegt.
Umeinander
bemüht
dass auch kein Blatt dazwischengeht.
Um sich
vielleicht
wenn du nicht gekommen wärest
mit der geschwungenen Klinge
deines Scharfsinns
und
wenn deine Augen
hätten sehen können
ohne zu sehen
eines schönen Tages
ganz von allein
aufzufächern
zur Blüte
und
bestenfalls aufs Schönste
brautbekleidet ganz aus sich selbst
sich zu vermählen
mit einem flüchtigen Gast
und zu bleiben
immerneu und immerdar.
Aber eben auch
gallebitter und ungenießbar.
Alles
hat einen Preis.

 

Nikolaus : Sechster Türchentag

Manchmal ist auch
einfach alles okay.
Und jetzt mal wirklich.
Manchmal ist
eine Nachricht auch gut.
Manchmal ist
einfach Miss Marple und Füße hoch.
Manchmal ist
gut gemeint in echt
auch richtig gut.
Manchmal scharrt
die Katze ihren Haufen auch zu im Klo.
Manchmal fällt
dein Brötchen auch
auf die Habenseite.
Manchmal
hast du auch
in ungeputzten Schuhen
Schätze wo du Steine erwartet hast.
Manchmal weht gerade mal
ein laues Lüftchen
über deiner stürmischen See.
Manchmal wird etwas heil
wenn es entzwei geht.
Und manchmal
vergisst du
dass manchmal
ganz schön oft ist.
Ganz schön oft
beginnt etwas neu.
Ganz schön oft hast du
etwas noch nie so gesehen
wie jetzt.
Ganz schön oft
ist mehr da als du denkst.
Ganz schön oft
reicht es
hinten und vorne
für alle.
Ganz schön oft
ist der Fels in der Brandung
an dem mein Verzweifeln
sich brechen möge
ein Dank.

Fünfter Dezember : Fünfter Türchentag

Kurz
mal ausgeschlafen
und schon
sind die Sterne
längst aufgegangen.
In der Dämmerung.
Und in der Stube
von Frau Thielke gegenüber.
Und seit geradeerst auch im Dom.
Wofür fast
schnapsideealistisch männerkreisgestützt
hätte gekraxselt werden sollen
bis in die höchste Laterne.
Im Ehrenamt.
Na klar.
So bunt ist unser Glaube
und so halsbrecherisch.
Fest.
Auch über Leitern und Stege
und bei Pommerschem Horizontalregen.
So lange die Erde steht
soll nicht aufhören
unser Griff
nach den Sternen.
Aber dann
Vernunft sei Dank
oder der Hand des Herrn
die ihnen wohlmöglich als Backpfeife
im Schlaf erschien
egal
jedenfalls oh Wunder
nahm der Herrnhuter
einen anderen Weg.
Nicht bis ganz hoch hinaus.
Erdnäher als gedacht
grüßen wir einander nun
hinauf und hinüber
hinunter und hinauf
eingedenk all unserer Geschichten
bis Lichtmess
im Dreieck
und zurück.

Vierter Dezember : Vierter Türchentag

Der perfekte Teemoment.
Ganz knapp
zwischen
nochzuheiß
äpmdäpmdä
und geraderichtig
mmmh.
So oft verpasst.
Schneller vorbei
als du gedacht kannst.
Jedes Mal.
Aber wenn du ihn erwischst
morgens
auf der Bettkante
zwischen Kopfüberinhalat
und Bad
das erste Mal senkrecht
kommt dir voll umfänglich
die Welt entgegen.
Bringt alles zusammen und dich mit allem in eins.
Wohlwollend
und mit Aussicht
auf ein gutes Heute.
Dem Dampf entstiegen.
So wie du
gleich
von oben bist unten.
Freundlich. Köstlich. Frisch.
Perfekt.
Aber auch
ohne Kompromisse.
Rien ne va plus.
Was bleibt ist eine ungeliebte Pfütze. Pupslau. Verheißungsarm.
Sicher.
Neue Chancen wird es geben.
Aber nie wieder
jetzt
über dieser Tasse
an diesem Morgen.
Vorbei ist vorbei.
Versäumt ist versäumt.
Zu spät ist zu spät.
Doch
dem Himmel seis
getrommelt und gepfiffen
noch nicht
für immer.
Next try
next morning.
Solange wir leben.
Das ist Gnade.
Hätte
Christa gesagt.
Mit Siegerinnenlächeln
und wie St. Barbara
immer eine Blume im Ärmel.

Dritter Dezember : Dritter Türchentag

Wenn
ein Name
eine Farbe hat
und deine Herkunft
einen Duft.
Wenn der Dampfentsafter sich erledigt
abersowasvon
und Musselin windelweich das Rennen macht.
Das Rinnen
bernsteinstrahlig
sachte sachte
wie ehundje.
Wie bei Muttern und Großmuttern und Vaddern natürlich.
Wenn ein Herbst leuchtet
bis in den Advent.
Und wenn eine Frucht
ist
wie eine Pastorentochter.
Am Ende gar nicht hart wie Stein
und sowieso
die Schönste von allen.
Erblüht in Samt und Silber
spät
als Botin
des Paradieses
in jedem aber auch jedem Pfarrgarten Mecklenburgs und Pommerns
und der Börde und weißderhimmelwonoch.
Dann ist Quitte.
Dann ist Ewigkeit jetzt.
Dann streckt meine Seele
die gewärmten Füße aus
unter ihrer Decke
aus gelbem Zuhause.

Zweiter Dezember : Zweiter Türchentag

Wer
macht es warm
Väterchen
wo kein Rauch
kein Feuer
keine Kohlen
sind
um sie zum Fenster
rein zu werfen
aus schweren Säcken
geschultert auf Rücken
die was abkönnen
ganz schwarz
über dem ehemaligen Blau einer Jacke
und krumm darunter?
Damals
wo anscheinend nie
so ganz klar war
wann und wie es kommt
das schwarze Gold.
Und dann hatten doch alle Zeit.
Das ganze Dorf um Nikolai.
Mit Karren und Eimern.
Ruß im Gesicht.
Ganz weiß die Zähne darin
im Hauruck und im Glück
vor lauter Vitamin B
beim Handel
wo du dich nicht hast verkohlen lassen
Väterchen
sondern gesorgt hast für einen warmen Winter
der glucksend
durch die Rohre fuhr.
Wo du jeden Morgen früh als erstes in den Keller gestiefelt bist
durch die eiserne Luke.
Dabei war ich nie. Gehört hab ich dich immer.
Väterchen.
Wer nun?
Du
machst es warm.
Heute.
Mit Selbstgebundenem.
Auch wenn die Heizung
mal wieder
kalt bleibt.
So wie jedes Jahr um diese Zeit.
Immer irgendwann. Das ist sicher.
So wie das Herz der Hausverwaltung.
Und das wo keiner mehr einen Ölradiator stehen hat.
Schön blöd.
Weil doch nichts so gut duftet. Trostvoll und ein bisschen ungesund.
Und dann.
Wer weiß woher
lässt sich ein ausgebuchtes Klempnerherz erwärmen.
Vielleicht
Väterchen
von wegen Corona und muskelkrank und so.
Aber
und ich glaub es fest
wohl doch von einem Licht zum Advent
das wundersam hinauf- und hinabfuhr
als dein Gebet.