Autor: jotpunkt (Seite 10 von 23)

Dreizehnter Türchentag

Die Vorfreude ist
ganz auf meiner Seite.
Den ganzen Tag schon.
Wie schön
wen
auf seiner Seite zu haben
Herr Gott
zu unsern Zeiten.
An der Gewürzmühle
und am heißen Herd.
Beim Kartonsuchen
und Postkartenschreiben.
Sieheda
mit eigener Hand.
Beim Erkenntnisgewinn
der Unwissenden
WodieBriefmarkedennnunhinmuss.
Beim Packen und Polstern.
Beim Erwarten
der Ankunft.

Zwölfter Türchentag

Das letzte Hemd
und auch
alle davor
auch die mit
dem Bärchenmuster
oder den Schwänen
zum Hintenzubinden
haben keine Taschen.
Leider auch keine
für die großmütterliche Kastanie
gut gegen Rheuma.
Leider auch keine
um die nutzlosen Hände
darin zu bergen
was die Anatomie ja ohnehin
zu verhindern weiß.
Leider keine für Kleinvieh
das auch Mist macht
oder den Schatzfund
vor der Waschmaschine.
Nur ein Hemd.
Ein Kleid.
Ganzohnewas.
Einenahtlinkseinenahtrechts.
Aber bereit
alle Kurven nachzuvollziehen
die das Leben einschlug
in dich.
Bereit die nützlichen Hände
freizulassen
in das was so geht.
Bereit
den Wein
nicht aufzusparen
für morgen
und sich doch
für dieses Morgen
waschen und trocknen
zu lassen.

Elfter Türchentag

Wenn dich
der Mut verliert
du ihm
aus der Tasche
gefallen bist
heimlichstillundleise
dann
wird er dich vermissen.
Dann geht er
dich suchen.
Ganz bestimmt.
Er kommt zurück.
Er will nicht
dein Verlierer bleiben.
Verlass
dich drauf
und dein Zagen
banne
was dich ängstet.
Sei
wie es sich
füglich schicket
behoben
hoch hinauf
in seine Hand.

Zehnter Türchentag

Einer stellt sich.
Ganz.
Breitet die Arme aus und ist da.
Einer stellt sich
dem harten Bett im Stall.
Dem Weichenmüssen.
Dem Keinenortfinden.
Dem Projektionsfläche sein zwischen Stern und Stroh.
Einer gibt sich her
und ist da.
Ausgerichtet am Strahlen seines Wohins.
Ausgebreitet zum Sein
in aller Welt.
Angewiesen.
Tun
was er sagt
müssen wir.

Neunter Türchentag

Und dann zeigt sich
unter der matschigen Schneeschmelze 
der Knoten im seidenen Taschentuch 
der dich erinnert 
an einen glücklichen Sommer. 
Einen unter Regenbogenzelten
Monden
Sonne
einem Dach überm vierten Stock und Menschen
wo das Herz zum Festmachen
längsseits kommt.
An einen Sommer
über glitzernden Wellen
und linden Gräbern
tanzend zwischen
Kino
Bingo
Buchgestöber
Spinatknödeln
Muskateller
theologischen Gesprächen
und Aviation.
Soll der Schnee
matschen.
Soll Unbill und Corona wettern.
Der Advent scheint hell.
Und sei es von Juli her.

Achter Türchentag

Rot
ist nicht gleich rot.
So wie Tag nicht gleich Tag
und Nacht nicht gleich Nacht
und Leben nicht gleich Leben
ist.
Und das Erwartete
nicht immer
dem entspricht
was du erwartet hast.
Manchmal ist da mehr.
Manchmal nicht.
Manchmal ist weniger.
Und weniger .
Aber auch etwas ganz anderes.
Ein anderes Rot.
Dessen Definition in deiner Hand liegt.
Und im Auge der Betrachterin.
Die Antwort gibst du.
Rot ist nicht gleich rot.
Der Deutungsraum
ist Begegnung.
Ist Wort und Widerwort.
Ist zusammen
im Verschiedensein.

Siebenter Türchentag

Und dann
gibt es Momente
wo das Licht
den Rand des Horizonts sprengt.
Den Rahmen.
Den Saum der Welt.
Den Raum
in dem es dunkel wäre
ohne.
In dem
Schnee auf den Zweigen liegt.
Den Raum
dessen Nebenan
wohlmöglich
von einem anderen Licht bewohnt
seine Strahlen vorausgeschickt hat
in die Begrenztheit deines Gartens.
Wohlweislich
dass du sie brauchst.

Sechster Türchentag

Sich einfach hängen lassen
und vielleicht mal nicht
hängen gelassen fühlen
Sondern die Aussicht genießen
auf Kommen und Gehen.
Weißwieschnee
und Rotwieblut
In Verbundenheit.
Den Kopfstand
feiern.
Rittersternhagelvoll
erblühen.
Immer wieder. Auch im Vergehen.
Zum Gefäß geworden.
Gewachsen dafür.
Ungeahnt
dem Licht entgegen.
Und jetzt wieder.
Nur diesmal
dem der Kerze
die warm und hell
ein Zeitmaß ist
und nicht allein bleibt
auf dem Weg
nach Weihnachten.

Fünfter Türchentag

Und dann hat die Ewigkeit
deinen Namen
schon eingestickt in ihr Tuch
aus Niemalsvergessen
aus Umhüllen und Bergen
in deinem unbehausten
windigen
Dasein.
Wo die Wärme einer Stube
eines Blicks
eines Feuers
immer nur
den Augenblick erleuchtet.
Da webt sie immerfort.
Bindet dich ein.
Gewiss
steht ihr Schiffchen niemals still
dich zu tragen
durch Kett und Schuss.
Auf dass du
ihre Spuren siehst
in deinen.

Vierter Türchentag

Lichter über dem Wasser
sind
immer ein Zeichen
für einen Ort.
Einen Kutter des unsteten Bleibens zwischen Land und See.
Wo auf schwankenden Wellen
Planken dich halten.
Wo
ein Steg hinauf führt
ins Warme.
Wo zwischen Fischbrötchen und christlicher Seefahrt
ein Ort für dich ist.
Im Geradejetzt.
Im Bauch des Ungewissen.
Die Nase in der Abluft der Fritteuse.
Heimelig und zum Ablegen bereit.
Wer weiß, an welchen Häfen wir morgen liegen.
Ahoi
liebes Leben.
Mit dir will ich reisen.